Dr. med. Dirk Manski

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Symptome der gutartigen Prostatahyperplasie, Schweregrad mit IPSS


Zusammenfassende Literatur: (Burnett und Wein, 2006) (DGU Leitlinie BPH) (EAU-Leitlinie: Non-neurogenic male LUTS).

Symptome der BPH

Speicherbeschwerden:

veraltet: irritative Symptome, treten während der Speicherphase auf. Nykturie, Pollakisurie, imperativer Harndrang, (Drang-, Stress- oder Überlauf-)Inkontinenz, siehe unten..
Ursachen der irritativen Beschwerden:

Die gutartige PRostatavergrößerung verursacht Restharnbildung, dies lässt die Blase schneller wieder voll werden. Zusätzlich besteht eine erhöhte Erregbarkeit durch die Detrusorhypertrophie. Die kortikale Hemmung der Blasenafferenzen und der Sphinktertonus sind nachts geringer ausgeprägt. Auch eine Akute Zystitis entsteht durch Restharn häufiger.

Miktionsbeschwerden:

Veraltet: obstruktive Symptome, treten während der Entleerungsphase auf. Schwacher und geteilter Harnstrahl, verzögerter Miktionsbeginn, Pressen bei der Miktion, unterbrochener Harnstrahl, Nachträufeln, Dysurie, Restharngefühl, Harnverhalt.

Ursachen der obstruktiven Miktionsbeschwerden:

Kompression der prostatischen Harnröhre durch die gutartige Prostatavergrößerung.

Post-Miktionsbeschwerden:

Treten nach der Miktion auf: Restharngefühl, Nachträufeln.

Harninkontinenz:

Meist entsteht eine chronische Harnretention mit (Überlauf)-Inkontinenz oder eine Dranginkontinenz. Die operative Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung beinhaltet auch das Risiko der Entstehung einer Belastungsinkontinenz.

Erektile Dysfunktion:

entsteht sowohl durch das benigne Prostatasyndrom als auch durch die zur Verfügung stehenden Therapieformen. Die Therapie des BPS führt jedoch auch zur Verbesserung der sexuellen Funktion, insbesondere Phosphodiesterasehemmer und Alphablocker wie Doxazosin sind vorteilhaft.

Komplikationen der gutartigen Prostatavergrößerung

Harnverhalt:

Risikofaktoren für die Entstehung eines Harnverhaltes sind Prostatitis, Harnblasenüberdehnung, starke Flüssigkeitszufuhr, Alkohol, sexuelle Aktivität, Debilität, Medikamente (Sympathomimetika, Anticholinergika), Bettruhe, Operationen und Vollnarkosen. Die Prognose nach einem ,,erwarteten`` Harnverhalt bei vorliegenden Risikofaktoren (s. o.) ist besser als nach einem spontanen Harnverhalt bei vorbestehenden obstruktiven Miktionssymptomen ohne identifizierbare auslösende Risikofaktoren. Bei indolenten Patienten kann der Harnverhalt als Unterbauchtumor imponieren [Abb. Unterbauchtumor durch Harnverhalt].

Harnverhalt durch benigne Prostatahyperplasie (BPH)
Harnverhalt bei gutartiger Prostatavergrößerung (BPS): massiv gefüllte Harnblase, welche als Unterbauchtumor imponiert und mit einer Inkontinenz aufgrund Harnretention einherging. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.

Postrenales Nierenversagen durch die benigne Prostatahyperplasie (BPH):

Oberbauch- und Flankenschmerzen bei der Miktion sind ein Hinweis auf vesikoureteralen Reflux oder Hydronephrose. Bei einem Nierenversagen entstehen Symptome der Urämie.

Weitere Komplikationen durch die benigne Prostatahyperplasie (BPH):


Sonographie eines Harnblasendivertikels: das Divertikel ist deutlich größer als die Harnblase, massive Detrusorwandverdickung, enger Divertikelhals. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. med. C. Hornig, Augsburg.
Sonographie eines Harnblasendivertikels.

Schweregrad der gutartigen Prostatavergrößerung: IPSS

Für die Quantifizierung der Symptome des BPS und für die Objektivierung des Therapieerfolgs ist der International Prostate Symptome Score (IPSS) eingeführt worden. Der IPSS hat jedoch keinen diagnostischen Wert, da andere Erkrankungen ebenfalls hohe IPSS-Werte bedingen.

Auswertung des IPSS:

Summation der Punktzahl aus den u.g. Fragen (Gesamtpunktzahl 35 Punkte): 0 bis 7 Punkte milde Symptomatik, 8 bis 19 Punkte mittlere Symptomatik, 20 bis 35 Punkte schwere Symptomatik. Die 8. Frage evaluiert die Lebensqualität und wird separat zur Gesamtpunktzahl ermittelt.

Restharngefühl:

Im letzten Monat: wie oft hatten Sie das Gefühl, dass die Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz leer war (0–5 Punkte): nie=0, selten=1 (unter 20 %), gelegentlich=2, häufig=3 (50 %), oft=4, immer=5 Punkte.

Pollakisurie:

Im letzten Monat: wie oft mussten Sie nach weniger als zwei Stunden schon wieder Wasserlassen (0–5 Punkte, Einteilung siehe Restharngefühl).

Unterbrochener Harnstrahl:

Im letzten Monat: wie oft ist es beim Wasserlassen passiert, dass der Harnstrahl mehrmals aufhört und wieder neu beginnt (0–5 Punkte, Einteilung siehe Restharngefühl).

Drangsymptomatik:

Im letzten Monat: wie oft hatten Sie starken Harndrang, sodass Sie das Wasserlassen nicht aufschieben konnten (0–5 Punkte, Einteilung siehe Restharngefühl).

Harnstrahlstärke:

Im letzten Monat: wie oft hatten Sie einen schwachen Harnstrahl (0–5 Punkte, Einteilung siehe Restharngefühl).

Pressen bei der Miktion:

Im letzten Monat: wie oft mussten Sie pressen, damit das Wasserlassen beginnt? (0–5 Punkte, Einteilung siehe Restharngefühl)

Nykturie:

Im letzten Monat: wie oft mussten Sie in der Nacht aufstehen, um Wasser zu lassen (0–5 Punkte entsprechend der Anzahl der Nykturie).

Lebensqualität:

Wie würden Sie sich fühlen, wenn sich Ihre Symptome beim Wasserlassen zukünftig nicht mehr ändern würden? [0–6 Punkte: ausgezeichnet (0), zufrieden (1), überwiegend zufrieden (2), gemischt (3), überwiegend unzufrieden (4), unglücklich (5), sehr schlecht (6)]






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Literatur

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In: J Urol
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  English Version: Signs and symptoms of benign prostatic hyperplasia