Dr. med. Dirk Manski

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Hypospadie-Operationen: Grundlagen und allgemeine Prinzipien

Zeitpunkt und Indikation

Hinsichtlich der Wundheilung gilt als idealer OP-Zeitpunkt der 12. bis 18. Lebensmonat. Die Operation bei Kleinkindern ist unstrittig bei ausgeprägter Hypospadie (proximale Formen) oder bei Hypospadien mit relevanter Harnröhrenenge.

Kontraindikationen

Harnwegsinfektion. Gerinnungsstörungen. Erhöhtes Operationsrisiko durch Begleiterkrankungen. Bei distalen und mittleren Formen ohne Begleitpathologie sollte die Einwilligungsfähigkeit des Patienten abgewartet werden (Carmack u.a., 2016). Bei intersexuellen Patienten ist die Hypospadieoperation (als nichtvitale geschlechtsangleichende Operationen) vor der Pubertät ohne Zustimmung des Familiengerichts nicht erlaubt.

Patientenvorbereitung vor Hypospadie-Operation:

Androgene Therapie:

Eine androgene Therapie wird bei Mikropenis oder schwerwiegender Hypospadie angewendet. Die androgene Therapie führt zu einem disproportionalen Peniswachstum, welcher den Schweregrad der Hypospadie reduziert und das Gewebe für die Rekonstruktion vermehrt. Die Hormontherapie ist umstritten und kann zu einer späteren Störung der Fertilität führen. Optionen sind eine lokale Salbentherapie oder parenterale (i.m.) Gaben von z.B. Testosteronenanthat oder oder HCG.

Perioperative Antibiotikaprophylaxe:

Antibiotikaprophylaxe mit z. B. mit Cephalexin bis zur Entfernung des DKs. Die perioperative Antibiose senkt die Rate an Bakteriurie, Fisteln, Meatusstenosen und komplizierten Harnwegsinfektionen.

Anästhesie:

Vollnarkose, transnasale Intubation, wenn Mundschleimhaut verwendet werden soll. Der Peniswurzelblock vor und nach der Operation erleichtert die Narkoseführung und reduziert deutlich die Schmerzen des Kindes postoperativ.

Lagerung:

Rückenlagerung.

Gliederung der Hypospadie-Operationen

Orthoplastie:

Ausgleich der Penisverkrümmung nach artifizieller Erektion mit Plikationsnähten oder mit Grafting bei kurzem Penis oder ausgeprägter Deviation, siehe auch Abschnitt Operationen bei Penisdeviation.

Urethroplastie:

Rekonstruktion der fehlenden Urethra, die unten genannten Operationstechniken unterscheiden sich vor allem in der Technik der Urethroplastie. Zur Anwendung kommen Lappenplastiken, Inzision der Urethralplatte und Tubularisierung, freie Transplantate wie Mundschleimhaut, zweizeitige Operationstechniken...



Deckung der Neourethra:

mit einer zweiten gut durchbluteten Gewebeschicht, meist gestielter Subkutanlappen aus dem Präputium oder Skrotum (Tunica dartos).

Meatoplastie und Glanuloplastie:

Rekonstruktion des Meatus und der Glans, um einen Meatus an der Spitze des Penis mit einem vertikalen Schlitz zu erreichen.

Hautverschluss:

nach Resektion oder Transfer von Präputiumresten.

Nachsorge von Hypospadie-Operationen

Postoperative Harnableitung:

Die Katheterisierung der Neourethra ist umstritten, die Vorteile (weniger Meatusstenosen oder Fisteln) müssen gegen die Nachteile (Schmerzen, Harnwegsinfektion) abgewogen werden. Meist wird ein dünner Ureterstent (dribbling stent) für mehrere Tage verwendet, welcher in eine Windel drainiert. Die suprapubische Harnableitung ist die sichere Alternative, wenn nach einer komplizierten Reparatur eine längere Harnableitung erforderlich ist. Distale Hypospadieoperationen können auch ohne Katheter durchgeführt werden.

Postoperativer Verband:

Ausmaß und Dauer wird kontrovers beurteilt. Der intraoperative Verband soll das postoperative Ödem und das Risiko der Nachblutung reduzieren, dieser wird für mehrere Tage bis zu einer Woche mit dem dribbling stent belassen. Moderne selbstklebende weiche Schaumverbände können wieder einfach entfernt werden. Bei einem Verbandswechsel ist meist eine kurze Narkose notwendig. Bei einfachen Hypospadie-Operation genügt auch ein antiseptischer Salbenverband.

Komplikationen von Hypospadie-Operationen

Blutung, Infektion, Meatus- oder Harnröhrenstriktur, urethrokutane Fistel, Harnröhrendivertikel, Lappennekrose, Dehiszenz der Glanskorrektur, unzureichend korrigierte Penisdeviation.







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Literatur

Baskin 2000 BASKIN, L. S.: Hypospadias and urethral development.
In: J Urol
163 (2000), Nr. 3, S. 951–6

A. Carmack, L. Notini, and B. D. Earp, “Should Surgery for Hypospadias Be Performed Before An Age of Consent?,” J Sex Research, vol. 53, no. 8, pp. 1047–1058, 2016.

Duckett 1981a DUCKETT, J. W.: The island flap technique for hypospadias repair.
In: Urol Clin North Am
8 (1981), Nr. 3, S. 503–11

Duckett 1981b DUCKETT, J. W.: MAGPI (meatoplasty and glanuloplasty): a procedure for subcoronal hypospadias.
In: Urol Clin North Am
8 (1981), Nr. 3, S. 513–9

Mathieu 1932 MATHIEU, P.: Traitement en un temps de l’hypospadias balanique ou juxtabalanique.
In: J Chir
39 (1932), S. 481?486

Mouriquand u.a. 1995 MOURIQUAND, P. D. ; PERSAD, R. ; SHARMA, S.: Hypospadias repair: current principles and procedures.
In: Br J Urol
76 Suppl 3 (1995), S. 9–22


Snodgrass 1994 SNODGRASS, W.: Tubularized, incised plate urethroplasty for distal hypospadias.
In: J Urol
151 (1994), Nr. 2, S. 464–5