Dr. med. Dirk Manski

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Testikuläre Mikrolithiasis (Sternenhimmelphänomen des Hodens)

Definition:

Die testikuläre Mikrolithiasis (Sternenhimmelphänomen des Hodens) ist ein radiologisches Zeichen bei der Sonographieuntersuchung des Hodens. Das Sternenhimmelphänomen sind kalzifizierte Kerne mit konzentrischen Schichten von organischer Matrix, welche 1–3 mm groß sind und sich im Lumen der Tubuli seminiferi befinden. Wenn mehr als fünf Verkalkungen in einem Schnittbild sichtbar sind, spricht man von der klassischen testikulären Mikrolithiasis [Abb. Sternenhimmelphänomen]. Wenn nur einzelne Mikrolithen nachweisbar sind, sind die Kriterien für eine limitierte testikuläre Mikrolithiasis erfüllt.


Testikuläre Mikrolithiasis (Sternenhimmel) in der Sonographie des Hodens. Mit freundlicher Genehmigung, J. Menzinger, München.
Abbildung Sternenhimmel testikuläre Mikrolithiasis

Epidemiologie:

Die Prävalenz der klassischen testikulären Mikrolithiasis bei Patienten mit einer Indikation für einen Hodenultraschall (Schmerz, Tumor o.ä.) liegt bei 2–4%, eine limitierte testikuläre Mikrolithiasis ist bei 14% nachweisbar. Die klassische testikuläre Mikrolithiasis ist ein Risikofaktor für eine Keimzellneoplasie in situ (GCNIS) oder einen Hodentumor. Weiterhin ist die testikuläre Mikrolithiasis auch mit gutartigen Erkrankungen assoziiert: Infertilität, Infektionen, Trauma oder Hodentorsion. Das Ausmaß des Risikos wird kontrovers beurteilt. Bei Patienten mit testikulärer Mikrolithiasisi und zusätzlicher Infertilität ist das Risiko für einen Hodentumor auf das 10–40fache erhöht (Barbonetti u.a., 2019). Weitere Risikofaktoren für einen Hodentumor bei Mikrolithiasis sind bilaterale Manifestation, atropher Hoden, Kryptorchismus oder Keimzelltumor der Gegenseite.

Ätiologie:

Der Sternenhimmel des Hodens geht von abgestorbenen zellulären Material aus, welches im Verlauf kalzifiziert und von einer organischen Matrix umhüllt wird.

Diagnose:

Mittel der Wahl ist eine hochauflösende Sonographie des Hodenparenchyms: 1–3 mm große, stark echogene nicht schattengebende Läsionen, welche im gesamten Hodengewebe verteilt sind.

Therapie:

Anleitung zur Selbstuntersuchung zur Erkennung eines Hodentumors. Zusätzliche Ultraschallreihenuntersuchungen im Intervall von 1–2 Jahren sollte nur bei zusätzlichen Risikofaktoren (siehe oben) angeboten werden, alternativ kann auch bei deutlich erhöhtem Risiko eine Hodenbiopsie durchgeführt werden (EAU Leitlinie).






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Literatur

A. Barbonetti et al., “Testicular Cancer in Infertile Men With and Without Testicular Microlithiasis: A Systematic Review and Meta-Analysis of Case-Control Studies.,” Front Endocrinol, vol. 10, p. 164, 2019, doi: 10.3389/fendo.2019.00164.

Middleton, W. D.; Teefey, S. A. & Santillan, C. S. Testicular microlithiasis: prospective analysis of prevalence and associated tumor.
Radiology 2002, 224, 425-428.

Otite, U.; Webb, J. A.; Oliver, R. T.; Badenoch, D. F. & Nargund, V. H. Testicular microlithiasis: is it a benign condition with malignant potential?
Eur Urol 2001, 40, 538-542.

A. Salonia, S. Minhas, and C. Bettocchi, “EAU Guidelines: Sexual and Reproductive Health,” 2022. [Online]. Available: https://uroweb.org/guidelines/sexual-and-reproductive-health/.



  English Version: Diagnosis and treatment of testicular microlithiasis