Dr. med. Dirk Manski

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Syphilis (Lues): Diagnose und Therapie


Diagnostik der Lues (Syphilis)

Mikroskopischer Erregernachweis:

in Hautläsionen der Syphilis (Stadium I+II) gelingt mit Dunkelfeldtechnik oder durch Immunhistochemie der Spirochätennachweis. Im Nativpräparat können korkenzieherartige Bewegungen gesehen werden. Falsch-positive Ergebnisse sind durch nicht pathologische Spirochäten möglich, die Sensitivität der Mikroskopie ist hoch.

NAAT-Abstrich:

Nachweis von Treponema-DNA aus den Hautläsionen, Mundhöhle oder Rektum, eine Option bei Frühsyphilis.

Labortests zur Syphilisdiagnose:

Als Suchtest (Erstdiagnose) wird der TPHA, TPPA oder ein Immunoassay eingesetzt, diese werden jedoch erst drei Wochen nach Primäraffekt positiv. Wenn ein Suchtest positiv ist, so wird als Bestätigungstest ein alternativer Suchtest angewendet oder der FTA-Abs wird als hochspezifischer Bestätigungstest eingesetzt. Die Krankheitsaktivität bei Erstdiagnose und Nachsorge wird mit dem VDRL/RPR und IgM Immunoassay gemessen:

TPHA oder TPPA:

Treponema pallidum Hämagglutinationstest oder Partikelagglutinationstest. Patientenserum wird mit an Erythrozyten oder an Partikeln gebundenen Treponemen inkubiert und die Agglutination semiquantitativ in verschiedenen Verdünnungsstufen (Titer) erfasst.

Immunoassays:

Rekombinante Treponemaantigene werden mit Patientenserum inkubiert und gebundene IgG und IgM quantitativ erfasst. Je nach Testverfahren werden IgM und IgG gemeinsam erfasst (polyvalente Screeningtests) oder die Antikörper werden getrennt quantitativ bestimmt. Immunoassays sind als entscheidender Vorteil automatisiert durchführbar.

FTA-Abs:

fluorescent treponemal antibody absorption test. Hochspezifischer Syphilis-Nachweis: am Objektträger fixierte Treponemen werden mit Patientenserum inkubiert, danach werden die Antikörper mit fluoreszierenden Antihumanglobulinserum detektiert.

VDRL oder RPR:

Der Venereal Disease Research Laboratory Test und Rapid plasma reagin Test sind unspezifisch und messen die Krankheitsaktivität durch den Nachweis von Anti-Cardiolipin-Antikörpern. VDRL und RPR sind auch bei rheumatischen Erkrankungen, Schwangerschaft, Lepra und anderen Infektionen positiv.

Syphilis-Schnelltests:

Moderne point-of-care Schnelltests messen gleichzeitig Antikörper gegen Cardiolipin (RPR) als auch Syphilis-Antikörper (Immunoassay) und erlauben eine schnelle Diagnose.

Weitere Diagnostik:

Ein HIV-Test und weitere Untersuchungen auf Geschlechtserkrankungen sind sinnvoll. Eine genaue Partneranamnese und Untersuchung aller Sexualpartner sind notwendig.

Meldepflicht:

nach dem seit 2001 gültigem Infektionsschutzgesetzes (IfSG) ist der Erregernachweis von Treponema pallidum meldepflichtig (nicht namentlich).

Therapie der Syphilis (Lues)

Die Behandlungsempfehlungen differenzieren zwischen einer Frühsyphilis (Primäre Syphilis, sekundäre Syphilis und frühe latente Syphilis) und einer Spätsyphilis (späte latente Syphilis und tertiäre Syphilis).

Behandlung der Frühsyphilis:

Benzathine Penicillin G 2,4 Million IU i.m. einmalig, meist werden zwei gluteale Injektionen links und rechts mit jeweils 1,2 Mio IU verabreicht.

Alternative Therapie bei Allergie oder Gerinnungsstörungen: Ceftriaxon 1–2 g i.m. oder i.v. über 10 Tage oder Doxycyclin 100 mg p.o. 1–0–1 über 14 Tage.

Behandlung der Spätsyphilis:

Benzathine Penicillin G 2,4 Million IU i.m. am Tag 1, 8 und 15. Die Tagesdosis wird auf zwei gluteale Injektionen links und rechts mit jeweils 1,2 Mio IU verteilt.

Alternative Therapie bei Allergie oder Gerinnungsstörungen: Ceftriaxon 1–2 g i.m. oder i.v. über 14 Tage oder Doxycyclin 100 mg p.o. 1–0–1 über 28 Tage.

Therapie der Neurosyphilis:

Die Neurosyphilis wird mit Penicillin G 3–4 Mio IU i.v. alle 4 h über 14 Tage behandelt. Alternative Therapie bei Allergien: Ceftriaxon 2 g i.v. über 14 d oder Doxycyclin 100 mg p.o. 1–0–1 über 28 Tage.

Behandlung der Lues connata:

Die vertikale Transmission zwischen Mutter und Kind kann zuverlässig verhindert werden, wenn die rechtzeitige Diagnose eine Therapie vor der 16. Schwangerschaftswoche ermöglicht. Die Schwangere sollte mit Benzathine Penicillin G behandelt werden, siehe o.g. Empfehlungen für die Behandlung der Früh- oder Spätsyphilis. Neugeborene mit konnataler Syphilis werden Penicillin G i.v. behandelt.

Jarisch-Herxheimer-Reaktion:

Endotoxinschock durch plötzlichen Erregerzerfall nach antibiotischer Therapie. Symptome: Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen. Die Jarisch-Herxheimer-Reaktion tritt am häufigsten bei Patienten mit sekundärer Syphilis auf. Zur Prophylaxe (1 h vor Antibiotikagabe) oder symptomatischen Therapie wird 1 mg/kgKG Prednisolon p.o. verordnet.

Prophylaxe der Syphilis:

Benutzung von Kondomen, sexuelle Enthaltsamkeit oder Vermeidung von riskanten Sexualpartnern, Post-Expositionsprophylaxe mit Doxycyclin bei Risikogruppen (Studien laufen noch).





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Literatur

Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG): Diagnostik und Therapie der Syphilis. 2021. https://register.awmf.org/assets/guidelines/059-002l_S2k_Diagnostik_Therapie_Syphilis_2021_06.pdf

Center for Disease Control and Prevention: “Sexually Transmitted Infections (STI) Treatment Guidelines,” 2021. [Online]. Available: https://www.cdc.gov/std/treatment-guidelines/STI-Guidelines-2021.pdf

IUSTI, European guidelines on the management of syphilis. https://iusti.org/wp-content/uploads/2020/11/2020-Syphilis-guideline.pdf

Robert-Koch-Institut: RKI-Ratgeber Syphilis. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html


  English Version: Treatment of Syphilis