Dr. med. Dirk Manski

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Alloplastische vordere Vaginalbänder: Operation der Belastungsharninkontinenz

Indikationen für vordere Vaginalbänder

Belastungsinkontinenz der Frau, v. a. bei Insuffizienz des vorderen Kompartimentes des Beckenbodens (hypermobile Harnröhre).

Kontraindikationen der vorderen Vaginalbänder

Bestehende oder geplante Schwangerschaft, unbehandelte Urgeinkontinenz, Harnblasenentleerungsstörungen, Belastungsinkontinenz aufgrund anderer Ursache als einer Insuffizienz des vorderen Kompartiments, Gerinnungsstörungen, Harnwegsinfektion. Die weiteren Kontraindikationen sind abhängig von den Grunderkrankungen (Operationsrisiko).

Technik der vorderen Vaginalbänder

Material der Schlinge:

Als einziges Material konnte sich ein Polypropylen-Netz mit großen Porendurchmesser durchsetzen, 1 cm Breite und 40 cm Länge, beide Enden an einem Trokar befestigt.

Patientinnenvorbereitung:

Ggf. vaginale Östrogenbehandlung über mehrere Wochen vor OP. Ausschluss einer Harnwegsinfektion. Perioperative Antibiotikaprophylaxe. Vollnarkose oder Spinalanästhesie, der Eingriff ist aber auch in Lokalanästhesie durchführbar. Steinschnittlagerung. Vaginale Untersuchung und Harnblasenspiegelung. Einlage eines transurethralen Dauerkatheters mit steifer Katheterführung, um die Harnblase bewegen zu können.

Vaginale Präparation:

Unterspritzung der vaginalen Schleimhaut und des geplanten Wegs der Trokare mit mindestens 50 ml NaCl (bei Vollnarkose) oder verdünntem Lokalanästhetikum. Dies erleichtert die Präparation und senkt das Risiko der Harnblasenperforation. Sagittale Inzision (1,5 cm Länge) der vorderen Vaginalwand über der Harnröhre, mindestens 1,5 cm distal des Harnblasenhalses. Durch Zug am Katheter ist der Harnblasenhals zu erkennen. Mit der Schere und dem Finger wird um die Harnröhre herum nach kranial in Richtung retrosymphysärer Raum präpariert.

Retropubische Schlinge:

der TVT-Trokar wird durch die vaginale Inzision paraurethral eingeführt, die Harnblase mit Hilfe des steifen Katheters nach kontralateral weggehalten. Unter fakultativer radiologischer Kontrolle wird der Trokar um die Symphyse geführt. Der Trokar wird suprasymphysär über eine kleine paramediane Hautinzision geborgen. Gleiches Vorgehen auf der Gegenseite. Eine Harnblasenverletzung wird durch eine Zystoskopie ausgeschlossen.

Andere Systeme (z. B. Sparc der Firma AMS) verwenden eine Outside-in-Technik: die Trokarnadel wird über eine suprapubische Inzision nach vaginal-paraurethral geführt, das Band wird an der Trokarnadel verankert und dann nach suprapubisch durchgezogen [Abb. Sparc der Firma AMS].



Justierung der Bandspannung:

die Schlinge wird bei entleerter Harnblase spannungsfrei eingelegt, eine Schere sollte spannungsfrei zwischen Harnröhre und Band passen. Der Effekt der Schlinge kann durch eine Harnblasenfüllung und Druckbelastung der Harnblase (Husten, manuell) überprüft werden. Bei korrekter Bandlage wird die Plastikumhüllung des TVT-Bandes entfernt, die abdominellen Enden unter dem Hautniveau durchtrennt. Verschluss der abdominellen (4-0) und vaginalen (2-0) Inzisionen mit synthetischen resorbierbaren Nahtmaterial in Einzelknopftechnik.

Transobturatorisches Band (TOT):

als technische Alternative kann das Band transobturatorisch ausgeleitet werden. Unterschiedliche Systeme sind auf dem Markt, prinzipielle technische Unterschiede bestehen hinsichtlich der Richtung der Trokarführung (inside-out oder outside-in) [Abb. Monoarc der Firma AMS].


Operationstechnik transobturatorisches Vaginalband (Monoarc-System der Firma AMS):
Abbildungen obere Reihe: zunächst kleine Inzision der Vaginalvorderwand und Präparation des paraurethralen Gewebes in Richtung Ramus inferior des Os pubis. Unterhalb der Sehne des M. adductor longus wird lateral des Ramus inf. des Os pubis die Haut inzidiert, über diese wird die Trokarnadel um den Ramus inf. des Os pubis nach paraurethral auf den tastenden Finger geführt.
Abbildungen untere Reihe: das Band wird auf die Trokarnadel gesteckt und durch Drehung des Trokars zur Hautinzision gezogen. Gleichsinniges Vorgehen auf der Gegenseite. Vor Entfernung der Plastikumhüllung des Bands wird die Spannung überprüft, das Band sollte locker sitzen. Mit freundlicher Genehmigung, American Medical Systems, www.americanmedicalsystems.com, Minnetonka, USA.
vorderes vaginalband obturatorische operationstechnik Monoarc AMS

Minimalinvasive Alternativen:

sind kurze Bänder, welche mit einer ausschließlichen vaginalen Inzision im paraurethralen Gewebe und in der Beckenbodenmuskulatur verankert werden [Abb. Miniarc der Firma AMS]. Kontrollierte Studien mit bis zur drei Jahren Nachbeobachtung zeigten eine vergleichbare Efffektivität, jedoch im Trend eine höhere Rate an Banderosionen und Revisionsoperationen (Mostafa u.a., 2014) (Abdel-Fattah u.a., 2022).


Minimalinvasives alloplastisches Vaginalband (MiniArc). Mit freundlicher Genehmigung, American Medical Systems, www.americanmedicalsystems.com, Minnetonka, USA.
minimal invasives vorderes vaginalband miniarc ams

Nachsorge nach vorderen Vaginalbänder

Der Blasenkatheter kann nach 2–24 Stunden entfernt werden, es sei denn, eine signifikante Hämaturie deutet auf eine Blasenperforation hin. Restharnkontrolle nach DK-Entfernung. Bei Patienten mit Harnverhalt sollte (in Vollnarkose) die Bandspannung gelockert werden.

Komplikationen nach vorderen Vaginalbänder






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