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Urin-Untersuchung
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Urinsediment
Technik des Urinsediments
Zunächst makroskopische Betrachtung der Urinfarbe. Danach werden 12 ml Urin 5 min mit 400 g zentrifugiert, 11,5 ml werden abpipettiert und der Schleudersatz durch manuelles Schütteln resuspendiert. Ein Tropfen wird auf einen Objektträger gebracht und mit einem Deckglas abgedeckt. Das Urinsediment wird mit 400facher Vergrößerung betrachtet.
Differentialdiagnose des Urinsediments
Urinverfärbungen:
- Trüber Urin: Pyurie
- Roter Urin: Hämaturie, Nahrung (Rote Beete, Heidelbeeren, Brombeeren), Myoglobinurie, Hemoglobinurie, chronische Bleivergiftung
- Dunkel-gelber bis orange-farbener Urin: Bilirubinurie (Urobilinogen), Rifampicin
- Brauner Urin: (alte) Blutung, Myoglobinuria, Medikation mit Nitrofurantoin, Metronidazol oder L-Dopa, Porphyrie
- Grüner Urin: Bilirubinuria (Biliverdin)
Hämaturie und Mikrohämaturie:
Die Mikrohämaturie ist mit >5 Erythrozyten pro Gesichtsfeld definiert. >20 Erythrozyten pro Gesichtsfeld charakterisiert eine ausgeprägte Mikrohämaturie. Differentialdiagnose siehe Kapitel (Mikro)-Hämaturie .
Leukozyturie:
Leukozyten >15 pro Gesichtsfeld: Harnwegsinfektion, Urogenitaltuberkulose, Nephrolithiasis, Fremdkörper ...
Harnzylinder:
Harnzylinder sind Eiweißausgüsse> der Sammelrohre und distalen Tubuli, weitere Klassifikation unter Berücksichtigung des Einschlusses verschiedener Zellen (Erythrozyten, Leukozyten oder Tubulusepithelien). Zylinder im Urinsediment mit Zelleinschlüssen sprechen für eine renale (v. a. entzündliche) Parenchymerkrankung. Die Degeneration der zellulären Einschlüsse führt zu Wachszylindern und granulierten Zylindern. Azelluläre (hyaline) Zylinder im normalen Urin sprechen für eine verminderte Flüssigkeitszufuhr.
Kristalle im Urin:
Zahlreiche verschiedene Urinkristalle können im Urin von Gesunden oder von Steinpatienten identifiziert werden [Abb. Calciumoxalat Urinkristalle, Ziegelmehlsediment, Tripelphosphat Urinkristalle]. Die Identifizierung von Zystinkristallen (fünf- bis sechseckige Kristalle) ist wichtig, da sie pathognomonisch für eine Zystinurie sind.
Bakterien im Urin:
im frisch verarbeiteten, sauber gewonnen Urinsediment sind Bakterien pathologisch und sprechen für eine Harnwegsinfektion.
Urinuntersuchung per Teststreifen
Normwerte der Teststreifenuntersuchung siehe Tab. Normwerte der Urinteststreifen. Im Screeningverfahren ist die Teststreifenuntersuchung aufgrund zusätzlicher Parameter dem Urinsediment überlegen.
Differentialdiagnose Urin-Teststreifen-Untersuchung:
(Mikro)-Hämaturie:
Erythrozyten: >5 pro Gesichtsfeld, >20 ist eine ausgeprägte Mikrohämaturie. Differentialdiagnose siehe Kapitel (Mikro)-Hämaturie .
Spezifisches Gewicht:
Anzeige des Konzentrationsgrades des Urins zur Überwachung der Flüssigkeitsaufnahme und eine wichtige Hilfe für die Teststreifeninterpretation. Bei stark konzentriertem Urin sind falsch-positive Testergebnisse möglich. Bei stark verdünntem Urin sind auch grenzwertige Testergebnisse relevant.
Leukozyturie:
Leukozyten >15 pro Gesichtsfeld: Harnwegsinfektion, Urogenitaltuberkulose, Nephrolithiasis, Fremdkörper ...
Alkalischer Urin:
Harnstoffspaltende Bakterien (Proteus), renale tubuläre Azidose, nach einer grossen Mahlzeit, alter Urin.
Saurer Urin:
Patienten mit Harnsäure- oder Cysteinsteinen.
Glukosurie:
Eine Glukosurie ist immer verdächtig auf einen Diabetes mellitus, da die Teststreifen erst ab 50 mg/dl reagieren. Differentialdiagnosen: renale Glukosurie, orale Therapie des Diabetes mellitus mit SGLT-2-Hemmer (z.B. Dapagliflozin).
Ketonurie:
Die Ketonurie entsteht bei einer Ketoazidose (Diabetes mellitus), Hunger, Erbrechen, postoperativ oder anderen katabolen Stoffwechselsituationen.
Proteinurie:
>30 mg/ml. Differentialdiagnose siehe Kapitel Proteinurie .
Nitrit positiv:
Hinweis für eine Bakteriurie (>100 000 Keime/ml), falsch negativ bei nicht Nitrit-produzierenden Bakterien wie Enterokokken, Vit. C-Einnahme oder Urinkontakt in der Harnblase <4 h.
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Literatur
Neymeyer, J (Ed.)
Kompendium der
Urinanalyse. Urinteststreifen und Mikroskopie
Roche Diagnostics
Deutschland GmbH, 2014, 1-196
English Version: Urine analysis: sediment and dipstick