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Transfusion von Erythrozytenkonzentraten (Bluttransfusion)
Definition der Bluttransfusion
Mit einer Bluttransfusion wird die intravenöse Gabe von Erythrozytenkonzentraten oder im erweiterten Sinne die intravenöse Gabe von anderen Blutprodukten (Thrombozytenkonzentrat, Granulozytenkonzentrat, Blutplasma) bezeichnet. Je nach Herkunft des Blutproduktes wird zwischen einer Fremdblutspende oder einer Eigenblutspende unterschieden.
Indikationen für die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten
Die Beachtung der Transfusionstrigger senkt die Transfusionsrate:
Die Indikationen für eine Bluttransfusion können in physiologische Transfusionstrigger und nummerische Transfusionstrigger gegliedert werden, siehe Tab. Transfusionstrigger und Tab. organspezifische Anämiezeichen. Je besser die klinische Überwachung des Patienten ist, desto enger können die genannten minimalen Transfusionstrigger ausgenutzt werden und eine Bluttransfusion vermieden werden.
Verschiedene Arten der Erythrozytenkonzentrate:
Eine Vollbluttransfusion ist aufgrund der geringen Haltbarkeit von Vollblut aus der klinischen Routine verschwunden. Verschiedene Aufbereitungen der Erythrozytenkonzentrate sind erhältlich, welche sich in der Technik der Leukozytenentfernung und Inaktivierung unterscheiden.
Buffy-coat freies Erythrozytenkonzentrat:
Das Buffy-coat freie Erythrozytenkonzentrat ist die Standardtechnik in den USA, die Leukozyten werden durch eine Zentrifugation entfernt und das Erythrozytenkonzentrat enthält weniger als 1×109 Leukozyten.
Leukozytendepletiertes Erythrozytenkonzentrat:
Das leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrat ist die Standardtechnik in Europa, die Leukozyten werden zusätzlich durch eine Filterung nach Zentrifugation entfernt. Das Erythrozytenkonzentrat enthält weniger als 1×106 Leukozyten. Die Leukozytendepletion soll die Verträglichkeit der Transfusion steigern, die Studienlage ist aber widersprüchlich.
Bestrahltes leukozytendepletiertes Erythrozytenkonzentrat:
Die Bestrahlung des Erythrozytenkonzentrats führt zur Inaktivierung aller DNA-haltigen Zellen wie Leukozyten oder Infektionserreger. Indikationen für bestrahlte leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrate bestehen u.a. bei Patienten mit Immunsuppression oder Frühgeborene, um eine Graft-versus-Host-Reaktion zu vermeiden.
Gewaschene Erythrozytenkonzentrate:
Bei gewaschenen Erythrozytenkonzentraten werden mit Hilfe einer isotonischen Waschlösung zusätzlich Plasmaproteine, Leukozyten und Thrombozyten entfernt. Indikationen sind u.a. Unverträglichkeitsreaktionen auf leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrate oder der Nachweis relevanter Antikörper des Empfängers gegen Plasmaproteine.
Blutgruppenkompatibilität
Verschiedene Proteine an der Oberfläche der Erythrozyten definieren die Zugehörigkeit zu einer Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppensysteme sind das AB0-System, das Rhesus-System und das Kell-System. Immunologische Risiken der Bluttransfusion werden durch die Beachtung der Blutgruppenkompatibilität minimiert:
AB0-Blutgruppen-System:
Es liegt in der Verantwortung des transfundierenden Arztes, die Beachtung der Blutgruppenkompatibilität bezüglich des AB0-Systems zu garantieren. Mit Hilfe des Bedside-Tests muss unmittelbar vor Transfusion die AB0-Blutgruppenkompatibilität überprüft werden [Tab. Blutgruppenkompatibilität des AB0-Systems].
Empfänger | Mögliche Spender |
0 | 0 |
A | A und 0 |
B | B und 0 |
AB | A, B, AB und 0 |
Rhesus-Blutgruppen-System:
Das Rhesus-Blutgruppen-System fasst eine Gruppe von Oberflächenproteinen (Rhesusfaktoren C, c, D, d, E und e) zusammen. Das Vorhandensein einer der Rhesusfaktoren wird als Rhesus-positiv bezeichnet, das Fehlen als Rhesus-negativ. Eine elektive Bluttransfusion sollte immer Rhesus-identisch durchgeführt werden, in Notfallsituationen ohne vorherige Testung sollten Rhesus-negative Blutkonserven verwendet werden, falls vorhanden. Problematisch ist die Gabe von Rhesus-positiven Blutkonserven an Rhesus-negative Patienten, insbesondere nach vorheriger Immunisierung.
Kell-Blutgruppen-System:
Über 90% der Menschen sind Kell-negativ, 99% aller Menschen können mit Kell-negativem Blut versorgt werden, sodass Kell-positive Menschen i.d.R. von der Blutspende ausgeschlossen werden.
Risiken einer Bluttransfusion
Bluttransfusions-Risiken durch Infektionen:
Durch eine Bluttransfusion können Viren, Bakterien, Parasiten und Prionen übertragen werden, siehe Tab. Transfusionsrisiken für das geschätzte Risiko.
Immunologische Risiken:
Die Transfusion von Plasmaproteinen, funktionsfähigen Leukozyten, allergenen Zusatzstoffen und antigentragenden Thrombozyten und Erythrozyten kann ein großes Spektrum an immunologisch bedingten Krankheiten auslösen, siehe Tab. Transfusionsrisiken. Mehrere retrospektive Studien haben eine schlechtere Prognose für operierte Tumorpatienten mit vs. ohne Transfusionen herausgefunden. Ob diese schlechtere Prognose Tumorfaktoren (höheres T-Stadium mit schwererer Operation) oder immunologischen Faktoren (durch die Transfusionen) geschuldet ist, bleibt spekulativ (Linder u.a., 2013).
Risiken einer Eigenblut-Transfusion:
Die Eigenblut-Transfusion ist nicht nebenwirkungsfrei: es besteht das Risiko einer bakteriellen Kontamination und das Risiko einer Fehltransfusion durch Verwechslung der Konserven [Tab. Transfusionsrisiken].
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Literatur
Grottke, O. & Rossaint, R. [Procedure for critical nonsurgical bleeding].Chirurg, 2007, 78, 104-9.
Linder, B. J.; Frank, I.; Cheville, J. C.; Tollefson, M. K.; Thompson, R. H.; Tarrell, R. F.; Thapa, P. & Boorjian, S. A. The impact of perioperative blood transfusion on cancer recurrence and survival following radical cystectomy.
Eur Urol, 2013, 63, 839-845.
Madjdpour, C.; Marcucci, C.; Tissot, J. & Spahn, D. R. [Perioperative blood transfusions. Value, risks, and guidelines].
Anaesthesist, 2005, 54, 67-80.