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Grundlagen für Klinik und Praxis
Von Dirk Manski

Dapoxetin: Wirkmechanismus, Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierung

Wirkmechanismus von Dapoxetin

Dapoxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit kurzer Wirkdauer. Durch die Hemmung des Serotonintransporters steigt die Serotoninkonzentration im synaptischen Spalt, was zu einer Verzögerung des Ejakulationsreflexes und zu einer Verlängerung der intravaginalen Ejakulationslatenzzeit (intravaginal ejaculatory latency time, IELT) führt.

Strukturformel von Dapoxetin Strukturformel von Dapoxetin.


Indikationen für Dapoxetin

Bedarfsmedikation zur Therapie der Vorzeitigen Ejakulation bei Männern im Alter von 18 bis 64 Jahren (in der Regel IELT unter zwei Minuten, mangelnde Kontrolle über die Ejakulation, hoher Leidensdruck und Beeinträchtigung der Partnerschaft) und bei denen eine sexualmedizinische Beratung allein zu keiner ausreichenden Besserung geführt hat.

Ergebnisse der Zulassungsstudie

Die größte randomisierte, placebokontrollierte Studie schloss 1162 Patienten ein [Buvat 2009]. Ausgehend von einer mittleren IELT von etwa 1 Minute zu Studienbeginn wurden nach 24 Wochen IELT-Werte von 1,9 Minuten (Placebo), 3,2 Minuten (30 mg Dapoxetin) und 3,5 Minuten (60 mg Dapoxetin) gemessen. Die Therapieeinschätzung durch die Patienten nach 24 Wochen (Placebo vs. 30 mg vs. 60 mg Dapoxetin) ergab: Keine Veränderung oder Verschlechterung bei 68% vs. 42% vs. 28%, „etwas besser“ oder „besser“ bei 28% vs. 48% vs. 60% und „viel besser“ bei 4% vs. 10% vs. 12%.

Pharmakokinetik von Dapoxetin

Rasche enterale Resorption von Dapoxetin mit einer maximalen Plasmakonzentration nach 1–2 h. Bioverfügbarkeit 42% mit großen Unterschieden (15–76 %), nur geringe Beeinflussung durch die Nahrung. 99 % Bindung an Plasmaproteine. Dapoxetin wird in Leber und Nieren weitgehend metabolisiert, vor allem durch die Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP2D6 und CYP3A4 sowie Monooxygenasen; die Metaboliten werden überwiegend renal ausgeschieden. Die initiale Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 1,5 Stunden, die terminale Halbwertszeit der aktiven und inaktiven Metaboliten liegt bei 18–22 Stunden.

Nebenwirkungen von Dapoxetin

Am häufigsten führen Übelkeit (2,2 % der Patienten) und Schwindel (1,2 % der Patienten) zum Abbruch der Therapie mit Dapoxetin:

ZNS:

Häufig treten Angst, Unruhe, Somnolenz, Kopfschmerzen, Tremor und Schwindel auf. Gelegentlich werden depressive Verstimmungen, Stimmungsveränderungen, Denkstörungen, Synkopen und andere orthostatische Reaktionen berichtet. Das Auftreten von depressiven Symptomen und Suizidalität ist ein allgemeines Problem bei SSRI, für Dapoxetin liegen keine spezifischen Daten vor.

Sinnesorgane:

Gelegentlich Sehstörungen, Tinnitus und Schwindel.

Herz-Kreislaufsystem:

Es können Bradykardie, Tachykardie, Blutdruckschwankungen mit Hypotonie oder Hypertonie sowie orthostatische Hypotonie und Synkopen auftreten.

Gastrointestinaltrakt:

Sehr häufig Übelkeit (über 10 %). Häufig Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen und Flatulenz.

Wechselwirkungen mit Dapoxetin

Kontraindikationen

Mittelgradige und schwere Leberinsuffizienz (Child-Pugh B und C). Schwere Niereninsuffizienz mit einer glomeruläre Filtrationsrate < 30 ml/min. Signifikante strukturelle Herzerkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz NYHA II–IV, relevanten Leitungsstörungen, signifikante koronare Herzerkrankung, ausgeprägte Klappenvitien). Synkopen in der Anamnese. Manie, Depression oder psychiatrische Medikation (siehe oben). Nicht zugelassen für Frauen, Kinder und Jugendliche.

Dosierung von Dapoxetin

Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 30 mg, eingenommen 1–3 Stunden vor der geplanten sexuellen Aktivität. Die maximale Einnahmehäufigkeit ist einmal täglich. 1×/d. Bei unzureichender Wirksamkeit und guter Verträglichkeit kann die Dosis auf 60 mg erhöht werden. Bei ausbleibender Besserung oder inakzeptablen Nebenwirkungen ist die Therapie zu beenden.








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Literatur

Buvat, J.; Tesfaye, F.; Rothman, M.; Rivas, D. A. & Giuliano, F.
Dapoxetine for the Treatment of Premature Ejaculation: Results from a Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Phase 3 Trial in 22 Countries.
Eur Urol, 2009

H. Porst et al., “Baseline characteristics and treatment outcomes for men with acquired or lifelong premature ejaculation with mild or no erectile dysfunction: integrated analyses of two phase 3 dapoxetine trials.,” J Sex Med., vol. 7, no. 6, pp. 2231–2242, 2010.

  English Version: Mechanism of action and side effects of dapoxetine

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