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Desmopressin: Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierung
Wirkmechanismus von Desmopressin
Desmopressin, ein synthetisches Analogon des Vasopressins (andidiuretisches Hormon, ADH), reduziert die nächtliche Urinmenge und damit die Häufigkeit der Enuresis oder Nykturie. Im Gegensatz zu Vasopressin hat Desmopressin in therapeutischen Dosierungen keine relevante Wirkung auf die glatte Muskulatur oder den Blutdruck.

Urologische Indikationen
- Enuresis: nach Versagen oder in Kombination mit nichtmedikamentösen Therapiemaßnahmen
- Therapie der Nykturie: bei idiopathischer nächtlicher Polyurie mit mindestens zwei nächtliche Miktionen.
- Zentraler Diabetes insipidus oder andere ADH-Mangelzustände
Pharmakokinetik von Desmopressin
Desmopressin besitzt eine sehr geringe Bioverfügbarkeit bei oraler Gabe (unter 1% im Vergleich zur i.v.-Gabe) mit erheblichen individuellen Schwankungen und Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme. Die sublinguale Verabreichung ist etwas zuverlässiger. Bei intranasaler Anwendung liegt die Bioverfügbarkeit um 10%. Renale Elimination, die Halbwertszeit von Desmopressin beträgt 2 bis 3 Stunden bei normaler Nierenfunktion. Die antidiuretische Wirkung beginnt nach einer Stunde mit dem Wirkmaximum nach 4–7 Stunden. Die Wirklänge ist abhängig von Dosis und Nierenfunktion.Nebenwirkungen von Desmopressin
- Kopfschmerzen, Magenschmerzen und abdominale Krämpfe
- Wasserretention mit Hyponatriämie: insbesondere bei gleichzeitiger Steigerung der Trinkmenge.
- Warnzeichen sind Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Müdigkeit oder Gewichtszunahme unter der Therapie mit Desmopressin
- Eine schwere Hyponatriämie kann Hirnödemen, Krampfanfälle, Koma, Atemstillstand oder den Tod zur Folge haben. Selbst bei angemessener Flüssigkeitsrestriktion besteht ein Risiko für schwere Komplikationen.
Kontraindikationen
- Kranke Patienten mit Erbrechen, Durchfall, Fieber oder grippalem Infekt.
- Hyponatriämie (auch anamnestisch)
- Polydipsie: psychische Ursachen oder bei Alkoholmissbrauch
- Nierenfunktionsstörung mit einer GFR unter 50 ml/min.
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)
- Herzinsuffizienz, unkontrollierter arterieller Hypertonus, Therapie mit Schleifendiuretika oder Glukokortikoiden.
- Vorsicht und engmaschige Natriumkontrollen bei älteren Patienten über 65 Jahren.
Wechselwirkungen von Desmopressin
Arzneimittel, die Hyponatriämie begünstigen (z. B. durch Förderung der ADH-Wirkung oder durch Wasserretention), erhöhen das Risiko einer Wasserretention und Hyponatriämie unter Desmopressin: Antidepressiva (inkl. SSRI), Chlorpromazin, Carbamazepin sowie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).
Bei oraler Gabe kann die Behandlung mit Loperamid die Desmopressin-Konzentration deutlich erhöhen.
Dosierung von Desmopressin
Therapie der Enuresis
Zunächst 200 μg Desmopressin p.o. 0–0–1 über zwei Wochen. Nur bei fehlendem Effekt Erhöhung auf 400 μg p.o. 0–0–1 für weitere zwei Wochen. Nur bei erfolgreicher Enuresistherapie Fortsetzung und dann Ausschleichen der Desmopressinmedikation.
Wichtig ist die konsequente Flüssigkeitsrestriktion zur Vermeidung der oben genannten Nebenwirkungen: ab 1 Stunde vor der Einnahme bis 8 Stunden nach der Einnahme nur geringe Flüssigkeitsmengen; bei akuten Infekten mit Fieber, Erbrechen oder Durchfall Desmopressin pausieren. Natriumkontrollen werden bei Symptomen und bei Kindern mit Risikofaktoren für eine Hyponatriämie empfohlen.
Sublinguale Dosierung zur Therapie der Nykturie
Bei Frauen 25 μg s.l. und bei Männern 50 μg s.l. eine Stunde vor dem Zubettgehen. Siehe oben hinsichtlich der Flüssigkeitsrestriktion. Natriumkontrollen werden vor Therapiebeginn, nach 3–7 Tagen und nach einem Monat empfohlen.
Therapie des Diabetes insipidus
Die Dosierung muss individuell nach Urinmenge, Körpergewicht und Natriumkonzentration angepasst werden. Die anfängliche Dosis von Desmopressin beträgt bei Erwachsenen 3 mal täglich 100 μg p.o. oder 60 μg s.l. Die Erhaltungsdosis liegt üblicherweise zwischen 300 und 600 μg pro Tag. Eine intranasale Dosierung ist bei Diabetes insipidus ebenfalls zugelassen (täglich 10–20 μg), die Dosierung variiert jedoch erheblich je nach Präparat und dem Ansprechen des Patienten.
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Literatur
J. Han, J. H. Jung, C. J. Bakker, M. H. Ebell, and P. Dahm, “Desmopressin for treating nocturia in men.,” Cochrane Database Syst Rev, vol. 10, p. CD012059, 2017, doi: 10.1002/14651858.CD012059.pub2.
Schultz-Lampel und Thüroff 2000 SCHULTZ-LAMPEL, D. ;
THÜROFF, J. W.:
Enuresis und kindliche Harninkontinenz.
In: THÜROFF, JW (Hrsg.) ; SCHULTE-WISSERMANN, H
(Hrsg.): Kinderurologie in Klinik und Praxis.
Stuttgart New York : Thieme, 2000, S. 265–275
English Version: Mechanism, contraindications, and adverse effects of desmopressin
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