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Fast-Track-Surgery: Ernährung vor und nach Operationen
Kostaufbau nach Operationen
Der Schutz der Anastomosen war lange Zeit der Grund für eine postoperative Nahrungskarenz (Ösophagus 7 Tage, Magen 7 Tage, Dickdarm 5 Tage, Dünndarm 3 Tage). Zusätzlich wurde eine Magensonde eingelegt, um die körpereigenen Sekrete abzuleiten. Die Entfernung der Magensonde und der Kostaufbau wurden erst nach Ablauf der o.g. Frist begonnen. Klinische Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben dieses zögerliche Vorgehen als nicht vorteilhaft eingestuft.
Fast-Track-Surgery: zügiger Kostaufbau nach Operationen
Eingriffsabhängig entsteht nach Laparotomien ein sogenannter physiologischer Ileus. Die postoperative Atonie dauert am Dünndarm nur wenige Stunden, am Dickdarm und am Magen nur 1–2 Tage. Nach heutigen Erkenntnissen wird die Zeitspanne des physiologischen Ileus durch ein frühes orales Nahrungsangebot verkürzt. Korrekt angelegte Darmanastomosen sind primär luft- und wasserdicht, die sofort einsetzende Wundheilung sichert das primäre Operationsergebnis. Mehrere randomisierte Studien haben den frühen Kostaufbau nach Darmanastomosen als sicher eingestuft (Cheatham u.a., 1995).
Präoperative Vorbereitung und Ernährung vor Operationen
Ein motivierter Patient mit Einsicht in die Notwendigkeit der schnellen Mobilisierung und des schrittweisen Kostaufbaus ist wichtig. Die Darmvorbereitung sollte so schonend wie möglich gehalten werden:
- Verzicht auf Balaststoffe ab 48–72 Stunden vor dem geplanten Eingriff führt zu einer Entleerung des Darmsystems.
- Außer Balaststoffe sind alle Ernährungskomponenten erlaubt: Kohlenhydrate (Nudeln), Eiweiß (Milchprodukte), Fett (Öle, Butter) bis 8 Stunden vor dem Eingriff, reichlich zuckerhaltige Getränke.
- Am Abend vor dem Eingriff wird ein Einlauf zur Reinigung des Enddarms durchgeführt.
- Noch bis 3 h vor Operation darf der Patient zuckerhaltige klare Getränke trinken (gesüßter Tee, kohlenhydratreiche Drinks ohne Ballaststoffe).
Anästhesiologische Voraussetzungen:
Die Anästhesie spielt eine zentrale Rolle für die schnelle postoperative Erholung:
- Die thorakale Opoid-Lokalanästhetika-Peridualanalgesie (PDA) führt zur Minimierung intraoperativer Stressafferenzen und zur Reduktion postoperativer Opioidgaben
- Individuelle sparsame Dosierung von Flüssigkeitszufuhr, damit ein Gewebeödem vermieden wird
- Vermeidung einer intraoperativen Hypothermie
Operative Voraussetzungen:
möglichst schonende atraumatische Operationstechnik, geringer Blutverlust, Verzicht auf Drainagen, keine postoperative Magensonde, schnelle Mobilisierung.
Kostaufbau nach Darmanastomosierung:
Bewährt hat sich folgendes Stufenkonzept:
- Schluckweise gesüßter Tee nach der Operation
- Tee und Brühe ab 1. pOP Tag, kohlenhydratreiche Drinks ohne Ballaststoffe (z.B. Providextra oder Nutricia preOP)
- Tee, Brühe, Yoghurt und Zwieback ab 2. pOP Tag
- Leichte ballaststoffarme Kost ab 3. Tag (oder nach Flatusabgang)
- Reduzierte Mengen von ballaststoffarmer Wunschkost nach dem ersten Stuhlgang
Die Kost wird nach klinischer Untersuchung gesteigert. Kaugummi kauen beschleunigt die Erholungszeit. Bei zu schneller Verabreichung von fester Kost ist die Gefahr von Übelkeit, Meteorismus und die Notwendigkeit einer Magensonde erhöht.
Postoperative intravenöse Ernährung:
Da für eine längerdauernde postoperative Nahrungskarenz keine Notwendigkeit besteht, ist eine totale parenterale Ernährungstherapie postoperativ in der Regel nicht notwendig. Bis zu 7 Tage kann ohne messbare Nachteile die Homöosthase mit einer intravenösen Glukose-Elektrolyt-Lösung aufrecht erhalten werden. Nach 7 Tagen sollte bei unzureichender oraler Zufuhr eine parenterale Ernährung begonnen werden.
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Literatur perioperative Ernährung
Cheatham u.a. 1995 CHEATHAM, M. L. ; CHAPMAN, W. C. ; KEY, S. P. ; SAWYERS, J. L.: A meta-analysis of selective versus routine nasogastric decompression after elective laparotomy.In: Ann Surg
221 (1995), Nr. 5, S. 469–76; discussion 476–8
Donat u.a. 1999 DONAT, S. M. ; SLATON, J. W. ;
PISTERS, L. L. ; SWANSON, D. A.:
Early nasogastric tube removal combined with metoclopramide after
radical cystectomy and urinary diversion.
In: J Urol
162 (1999), Nr. 5, S. 1599–602
Inman u.a. 2003 INMAN, B. A. ; HAREL, F. ;
TIGUERT, R. ; LACOMBE, L. ; FRADET, Y.:
Routine nasogastric tubes are not required following cystectomy with
urinary diversion: a comparative analysis of 430 patients.
In: J Urol
170 (2003), Nr. 5, S. 1888–91
Pruthi u.a. 2003 PRUTHI, R. S. ; CHUN, J. ;
RICHMAN, M.:
Reducing time to oral diet and hospital discharge in patients
undergoing radical cystectomy using a perioperative care plan.
In: Urology
62 (2003), Nr. 4, S. 661–5; discussion 665–6