Dr. med. Dirk Manski

 Sie sind hier: Startseite > perioperative Therapie > Darmvorbereitung

Darmvorbereitung oder Darmreinigung vor Operationen

Nichtmechanische Darmvorbereitung

Der Verzicht auf Ballaststoffe ab 48–72 Stunden vor dem geplanten Eingriff führt zu einer Entleerung des Darmsystems. Außer Ballaststoffe sind alle Ernährungskomponenten erlaubt: Kohlenhydrate (Nudeln), Eiweiß (Milchprodukte), Fett (Öle, Butter), reichlich zuckerhaltige Getränke und spezielle Trinknahrung ohne Ballaststoffe (z.B. Providextra oder Nutricia preOP). Der Verzicht auf Ballaststoffe darf nicht zu einem Energiedefizit des Patienten führen. Am Abend vor dem Eingriff wird ein Einlauf zur Reinigung des Enddarms durchgeführt. Bis drei Stunden vor der Operation darf der Patient zuckerhaltige klare Getränke trinken (gesüßter Tee, spezielle Trinknahrung ohne Ballaststoffe oder Fette). Insbesondere bei Operationen mit ausschließlicher Eröffnung des Dünndarms sollte diese schonende Darmvorbereitung ausreichen. Moderne postoperative Protokolle (ERAS, fast-track) für eine schnelle Erholung der Patienten bevorzugen die nichtmechanische Darmreinigung.

Darmvorbereitung mit oralen Natriumphosphatlösungen

Als Alternative zur für den Patienten sehr belastenden Darmvorbereitung mit Polyethylenglykollösung (PEG, siehe unten) hat sich die Darmvorbereitung mit oralen Natriumphosphatlösungen durchgesetzt. Das Medikament bewirkt eine starke osmotische Translokation von Flüssigkeit in den Darm, die zu Durchfall und damit zur Darmreinigung führt. Während und nach der Einnahme ist reichliches Trinken erforderlich.

Dosierung der Darmreinigung:


Tabelle 1.1: Mechanische Darmvorbereitung und Darmdekontamination mit oralen Antibiotika vor Operationen mit Harnableitung, modifiziert nach (Ferguson u.a., 2002)
Uhrzeit Na-Phosphat Flüssigkeit Orale Antibiose
7 Uhr   500 ml  
8 Uhr 45 ml 350 ml  
10 Uhr   250 ml Neomycin 1g
Metronidazol 1g
13 Uhr   750 ml  
18 Uhr   500 ml  
19 Uhr 45 ml 350 ml  
20–24 Uhr   750 ml  
22 Uhr     Neomycin 1g
Metronidazol 1g

Kontraindikationen der mechanischen Darmreinigung:

Ileus, Darmstenosen, Herzinsuffizienz, Kolitis, Megakolon, entzündl. Darmerkrankungen. Bestehende Übelkeit, bei Erbrechen oder Bauchschmerzen. Kinder unter 15 Jahren. Symptomatische Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz (Kreatinin >2 mg/dl), Leberinsuffizienz mit Aszites.

Nebenwirkungen der mechanischen Darmreinigung:

Dehydratation, Elektrolytstörungen (Hyperphosphatämie, Hypernatriämie, Hypokaliämie, Azidose), Übelkeit, Erbrechen. Bauchschmerzen. Allergische Reaktionen.

Darmdekontamination mit oralen Antibiotika

Die Gabe von oralen, schwer resorbierbaren Antibiotika hat das Ziel, nach mechanischer Darmreinigung die Konzentration der intraluminalen Bakterien zu senken. Für die Urologie existieren keine prospektiven Untersuchungen, die Anwendung der oralen Dekontamination wird jedoch häufig angewendet und propagiert (Campbell, 2020) (Ferguson u.a., 2002). Dosierung siehe Tab. 1.1.

Nebenwirkungen der Darmdekontamination: Diarrhoe, pseudomembranöse Enterokolitis, Allergien.

Darmvorbereitung mit PEG-Lösung

Operationen mit Darmeröffnungen wurden traditionell mit einer mechanischen Darmreinigung vorbereitet. Durch eine Polyethylenglykol-Elektrolytlösung (z. B. Golytely) kann innerhalb weniger Stunden der gesamte Gastrointestinaltrakt mechanisch gereinigt werden. Die notwendige Menge bis zur suffizienten Reinigung betägt 3–4 l (250 ml alle 10–15 min), die Zusammensetzung verhindert weitgehend eine Resorption der Lösung. Die hohe Trinkmenge und die Nebenwirkungen führen zu einer starken Belastung der Patienten (Ferguson u.a., 2002). Die Darmvorbereitung mit PEG-Lösung steht unter Verdacht, das Risiko der Anastomoseninsuffizienz bei kolorektaler Chirurgie zu erhöhen (Slim u.a., 2004) und sollte nicht mehr angewendet werden.

Kontraindikationen der PEG-Lösung:

bekannte Unverträglichkeit, Ileus, Darmstenosen, Verdacht auf Darmperforation, akute Kolitis, toxisches Megakolon, chron. entzündliche Darmerkrankungen, Entleerungsstörungen des Magens, verminderte Schluckreflexe, Herzinsuffizienz, Kinder.

Nebenwirkung der PEG-Lösung:

Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl. Sehr selten Herzrhythmusstörungen, Lungenödem. Bei hoher Dosierung Entgleisung der Elektrolyte und des Säure-Basen-Haushalts.








 Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


Literatur perioperative Darmvorbereitung

Ferguson u.a. 2002 FERGUSON, K. H. ; MCNEIL, J. J. ; MOREY, A. F.: Mechanical and antibiotic bowel preparation for urinary diversion surgery.
In: J Urol
167 (2002), Nr. 6, S. 2352–6

Slim u.a. 2004 SLIM, K. ; VICAUT, E. ; PANIS, Y. ; CHIPPONI, J.: Meta-analysis of randomized clinical trials of colorectal surgery with or without mechanical bowel preparation.
In: Br J Surg
91 (2004), Nr. 9, S. 1125–30

A. W. Partin, C. A. Peters, L. R. Kavoussi, R. R. Dmochowski, and A. J. Wein, Campbell-Walsh-Wein Urology, 12th ed. ISBN-13: 978-1455775675: Elsevier, 2020.