Dr. med. Dirk Manski

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Lymphogranuloma venereum: Ursache und Therapie

Definition des Lymphogranuloma venereum

Das Lymphogranuloma venereum (LGV) ist eine sexuell übertragene Infektionskrankheit durch Chlamydia trachomatis Serotyp L1--L3 mit Genitalulzeration und abszedierender Lymphadenopathie. Synonyme: Lymphogranuloma inguinale, Lymphopathia venerea, Nicolas-Durand-Favre-Krankheit.

Epidemiologie des Lymphogranuloma venereum

Lymphogranuloma venereum verursacht 2–10% der genitalen Ulkuskrankheiten in Südostasien und Afrika. Seit 2003 in Europa endemisch bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), mit steigenden Zahlen (2400 bestätigte Fälle im Jahr 2018).

Ätiologie

Erreger des Lymphogranuloma venereum

Chlamydia trachomatis:

Gramnegative obligat intrazelluläre Erreger, Serotypen L1, L2 und L3 verursachen das Lymphogranuloma venereum.

Vermehrungszyklus:

Die extrazelluläre Form wird als Elementarkörperchen bezeichnet (Durchmesser 0,3 μm). Nach Endozytose in die Wirtszelle entstehen bei entsprechender intrazellulärer Vermehrung Einschlusskörperchen, in denen zahlreiche neue Elementarkörperchen heranreifen. Wenige Tage nach Infektion werden die Elementarkörperchen durch Lyse der Wirtszelle freigegeben.

Klinik des Lymphogranuloma venereum

Die Inkubationszeit beträgt 1–4 Wochen. Zunächst entsteht am Ort der Infektion eine ulzeriende Läsion (genital oder anorektal), im weiteren Verlauf entsteht eine lokoregionäre Ausbreitung mit Lymphadenopathie und Fisteln. Unbehandelt folgt ein irreversibles Fibrosestadium mit Lymphödem und Stenosen.

Proktitis:

Die Proktitis ist die häufigste Erstmanifestation der LGV in Europa mit anorektalen Schmerzen und blutig-eitigem Sekret.

Genitalulkus:

Von Papel oder Pustel ausgehendes singuläres Ulkus, 2–10 mm, oberflächlich bis tief. Das Ulkus heilt spontan, oft vor Beginn der Lymphadenopathie.

Lymphadenopathie:

Schmerzhafte, teils eitrige Lymphadenopathie (Bubo), welche sich teilweise erst nach Abheilung des Genitalulkus entwickelt. Im Verlauf entwickeln sich Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen. Bei anorektaler Infektion entsteht die Lymphadenopathie in den pelvinen Lymphknoten.

Diagnose des Lymphogranuloma venereum

NAAT:

Zunächst unspezifischer Chlamydien DNA-Nachweis aus Rektalabstrich, Lymphknotenaspirat oder Genitalulkus. Falls positiv, sollten spezielle NAAT/PCR Untersuchungen den Genovar L1–L3 bestätigen. Falls dies nicht möglich ist, so spricht ein hoher IgA anti-MOMP Titer (AK gegen Chlamydien) für LGV.

Weitere Laboruntersuchungen:

Test auf Syphilis, Gonorrhoe, Hepatitis (B und C) und HIV.

Partneruntersuchung:

Die Untersuchung aller Sexualpartner ist notwendig.

Differentialdiagnose

Siehe Kapitel Differentialdiagnose/Genitalulkus .

Therapie des Lymphogranuloma venereum

Erste Wahl ist Doxycyclin 100 mg 1–0–1 p.o. für 21 Tage. Alternativ Erythromycin 500 mg 1–1–1–1 p.o. für 21 Tage oder Azithromycin 1 g pro Woche für 3 Wochen. Mitbehandlung der Sexualpartner.





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Literatur

Center for Disease Control and Prevention: “Sexually Transmitted Infections (STI) Treatment Guidelines,” 2021. [Online]. Available: https://www.cdc.gov/std/treatment-guidelines/STI-Guidelines-2021.pdf

Center for Disease Control and Prevention: Lymphogranuloma Venereum (LGV) https://www.cdc.gov/std/treatment-guidelines/lgv.htm

IUSTI, “European guideline on the management of lymphogranuloma venereum.,” 2019. [Online]. Available: https://iusti.org/wp-content/uploads/2019/12/IUSTILGVguideline2019.pdf.

Mabey und Peeling 2002 MABEY, D. ; PEELING, R. W.: Lymphogranuloma venereum.
In: Sex Transm Infect
78 (2002), Nr. 2, S. 90–2


  English Version: Diagnosis and treatment of lymphogranuloma venereum