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Paratestikuläres Rhabdomyosarkom
Epidemiologie
Das Rhabdomyosarkom hat einen Anteil von 15 % aller pädiatrischen soliden Tumoren, davon kommen 10 % paratestikulär vor (Ahmet u.a., 2010).
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Pathologie
Das paratestikuläre Rhabdomyosarkom entsteht im distalen Samenstrang und infiltriert den Hoden und umgebendes Gewebe. Der häufigste histologische Typus ist das embryonale Rhabdomyosarkom, dieses hat vor allem mit spindelzelliger oder botryoider Histologie eine gute Prognose.
Symptome (Klinik)
Das paratestikuläre Rhabdomyosarkom ist als derber Tumor im Skrotum tastbar und oft vom Hoden abgrenzbar.
Diagnostik
Sonographie Hoden, MRT-Abdomen und Thorax, diagnostische nervenschonende retroperitoneale Lymphadenektomie bei Kindern über 10 Jahren.
Therapie des paratestikulären Rhabdomyosarkoms
Aufgrund der Seltenheit des paratestikulaeren Rhabdomyosarkoms sollte die Therapie im Rahmen von Studien durchgeführt werden. Nach der Diagnostik werden die Patienten in Abhängigkeit des Krankheitsstadiums in ein entsprechendes Studienprotokoll eingruppiert, z.B. der Children's Oncology Group (COG), welches der Nachfolger der Intergroup Rhabdomyosarkoma Study Group (IRSG) ist, oder European Cooperative Groups (SIOP).
IRS-Gruppen:
Die Gruppierung wird sowohl von der COG als auch von europäischen Studiengruppen benutzt.
- Gruppe I: lokalisierter Tumor mit vollständiger Resektion.
- Gruppe IIA: lokalisierter Tumor mit makroskopisch vollständiger Resektion, Absetzungsränder tumorbefallen.
- Gruppe IIB: regionale Erkrankung mit Lymphknotenmetastasen, vollständige Resektion ohne befallene Absetzungsränder und ohne Metastasen in den weit entfernten Lymphknoten.
- Gruppe IIC: regionale Erkrankung mit Lymphknotenmetastasen, makroskopisch vollständige Resektion aber mit befallenen Absetzungsränder oder Metastasen in den weit entfernten Lymphknoten.
- Gruppe III: unvollständige Resektion oder Biopsie mit makroskopischen Tumorresten.
- Gruppe IV: Fernmetastasen.
Inguinale radikale Orchiektomie:
Inguinaler Zugang zum Hoden und radikale Orchiektomie sind der erste Therapieschritt, da die meisten Tumoren lokalisiert sind. Je nach Tumorstadium oder vorheriger skrotaler Operation ist eine Hemiskrotektomie sinnvoll.
Adjuvante Therapie
Aktuelles Therapieprotokoll des paratestikulaeren Rhabdomyosarkoms nach COG bei Kindern ohne sichtbare Metastasen: Kinder unter 10 Jahren erhalten eine adjuvante Chemotherapie ohne vorherige retroperitoneale Lymphadenektomie. Bei Kindern über 10 Jahren wird eine retroperitoneale Lymphadenektomie vor adjuvanter Chemotherapie empfohlen. Bei histologisch nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen ist zusätzlich eine adjuvante Bestrahlung notwendig. Bei sichtbaren Metastasen (IRS Gruppen III–IV) sind multimodale Therapiekonzepte mit höherer Toxizität notwendig.
Prognose
Ohne adjuvante Therapie entsteht in 50 % innerhalb von 2 Jahren ein Rezidiv nach Orchiektomie. Mit kombinierter Therapie sind Überlebensraten von 90% möglich, wenn eine komplette Tumorresektion möglich war (IRS Gruppen I–II). Die 5-Jahres Überlebensrate für Patienten in der IRS Gruppe IV liegt unter 50%.
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Literatur
Ahmed, H. U.; Arya, M.; Muneer, A.; Mushtaq, I. & Sebire, N. J. Testicular and paratesticular tumours in the prepubertal population.Lancet Oncol, 2010, 11, 476-483.
English Version: paratesticular rhabdomyosarcoma