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Von Dirk Manski

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Alkalizitrate: zur Harnalkalisierung bei Nephrolithiasis oder Azidose

Indikationen für Alkalizitrate

Pharmakologische Harnsteinmetaphylaxe:

Alkalizitrate werden für die pharmakologische Harnsteinmetaphylaxe bei Harnsäuresteinen, Kalziumoxalatsteinen, Kalziumphosphatsteinen im Rahmen einer renalen tubulären Azidose und bei Zystinsteinen eingesetzt [siehe Metaphylaxe der Nierensteine].

Metabolische Azidose durch eine Harnableitung:

Vor allem die kontinente Harnableitung führt durch Resorption von Urinbestandteilen zu einer hyperchlorämischen metabolischen Azidose: Chlorid (Cl) wird durch die Ileummukosa im Austausch gegen Bicarbonat (HCO3) resorbiert, Natrium (Na+) im Austausch gegen Wasserstoffionen (H+). Eine orale Alkalisierung ist indiziert, wenn der Base Excess im venösen Blut unter -2,5 mmol/l fällt [siehe Nachsorge nach Harnableitung].

Wirkmechanismus der Alkalizitrate

Metabolische Azidose:

Alkalizitrate sind Salze der Citronensäure. Die Citrat-Komponente wird im Citratzylus zu Kohlendioxid (CO2), Wasser und Bicarbonat (HCO3) metabolisiert. Das Alkali-Ion wird je nach Stoffwechsellage ausgeschieden oder retiniert.

Harnsteinmetaphylaxe:

Die renale Ausscheidung des erzeugten Basenüberschuss (siehe oben) führt zu einer Erhöhung des Urin-pH-Wertes. Dadurch erhöht sich der Dissoziationsgrad und somit die Löslichkeit von z.B. Harnsäure. Weitere Mechanismen führen zu einer vermehrten Citratausscheidung und verminderten Calciumausscheidung mit dem Urin, dies reduziert die Bildung von Calciumoxalat- und Calciumphosphatkristallen (Rinnab, 2004). [Siehe auch Metaphylaxe der Nierensteine]

Wirkstoffe (und Markennamen) der Alkalizitrate

Harnsteinmetaphylaxe:

Die Präparate werden am besten in Abhängigkeit des Natrium- und Kaliumgehalts sowie den Begleiterkrankungen (z.B. arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, glomeruläre Filtrationsrate und Konzentration der Serumelektrolyte) ausgewählt.


Metabolische Azidose:

Natriumhydrogencarbonat-haltige Präparate (z.B. Alkala, Bicanorm, Nephrotrans) werden als magensaftresistente Kapseln angeboten und sind gegenüber den oben genannten citrathaltigen Präparaten in der Regel nebenwirkungsärmer, insbesondere hinsichtlich gastrointestinaler Beschwerden.

Alkalizitrate und Nebenwirkungen

Alkalizitrate und Wechselwirkungen

Keine gleichzeitige Einnahme mit aluminiumhaltigen Substanzen (z.B. Antazida); es sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden eingehalten werden. Vorsicht ist geboten bei Medikamenten mit kaliumabhängiger Wirkung (z.B. Herzglykoside) sowie bei Substanzen mit veränderter Kaliumausscheidung (ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, kaliumsparende Diuretika wie Spironolacton, Eplerenon, Amilorid, Triamteren). Bei Risikopatienten ist eine Kontrolle von Serum-Kalium und Kreatinin nach Therapiebeginn und Dosisänderungen notwendig.

Kontraindikationen der Alkalizitrate

Schwere Niereninsuffizienz mit eingeschränkter Kaliumausscheidung, metabolische Alkalose, Harnwegsinfektionen mit harnstoffspaltenden Bakterien, zwingend natriumarme Diät und hyperkaliämische periodische Paralyse. Vorsicht bei bestehender Hyperkaliämie, schwere Herzinsuffizienz und dekompensierter Leberzirrhose.

Dosierung der Alkalizitrate

Die Dosierung der Alkalizitrate sollte schrittweise, je nach Indikation, anhand des Urin-pH-Wertes oder der venösen Blutgasanalyse titriert werden. Siehe Abschnitt Metaphylaxe der Harnsteine und Abschnitt Nachsorge nach Harnableitung zur Therapie der metabolischen Azidose durch eine Harnableitung.

Vor und parallel zur Dosistitration sind regelmäßige Laboruntersuchungen, insbesondere Serum-Elektrolyte (Kalium, Natrium) und Nierenfunktion (Kreatinin), bei einer metabolischen Azidose zusätzlich eine venöse Blutgasanalyse. Die Häufigkeit der Kontrollen richtet sich nach dem individuellen Risiko für Elektrolytstörungen (Cave: Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, kaliumsparende Diuretika).







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Literatur

Rinnab u.a. 2004 RINNAB, L. ; HAUTMANN, R. E. ; STRAUB, M.: [Alkaline citrates in urology. A status report].
In: Urologe A
43 (2004), Apr, Nr. 4, S. 429–439. -
URL https://dx.doi.org/10.1007/s00120-003-0515-0

T. Soygür, A. Akbay, and S. Küpeli, “Effect of potassium citrate therapy on stone recurrence and residual fragments after shockwave lithotripsy in lower caliceal calcium oxalate urolithiasis: a randomized controlled trial.,” J Endourology, vol. 16, no. 3, pp. 149–152, 2002, doi: 10.1089/089277902753716098.

M. Straub, W. L. Strohmaier, W. Berg, B. Beck, B. Hoppe, N. Laube, S. Lahme, M. Schmidt, A. Hesse, und K. U. Koehrmann. Diagnosis and metaphylaxis of stone disease. consensus concept of the national working committee on stone disease for the upcoming german urolithiasis guideline.
World J Urol, 23 (5): 309–323, Nov 2005.

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