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Übelkeit und Erbrechen: Prophylaxe und Therapie
Einteilung der Übelkeit und Erbrechen durch Chemotherapie
CINV (chemotheray-induced nausea and vomiting) ist die häufigste Nebenwirkung während einer Chemotherapie mit deutlicher Einschränkung der Lebensqualität und mögliche Ursache für Therapieabbrüche.
Akut einsetzende CINV
Akut auftretende CINV ist definiert als Übelkeit u./o. Erbrechen innerhalb von 24 h nach Chemotherapiegabe. Häufigster molekularer Mechanimsmus für das akute Erbrechen ist die Serotoninfreisetzung aus dem Gastrointestinaltrakt mit Aktivierung zentraler 5-HT3-Rezeptoren. Eine Sonderform ist die antizipatorische CINV vor Chemotherapie durch klassische Konditionierung in vorangegangenen Zyklen.
Verzögertes Erbrechen
Verzögerter Erbrechen ist definiert als Emesis 1–5 Tage nach Chemotherapiegabe, meist ausgelöst durch Substanz P mit Aktivierung von Neurokinin 1-Rezeptoren und anderen multifaktoriellen Ursachen.
Schweregrades des Erbrechens nach CTCAE
- Grad 0: kein Erbrechen
- Grad 1: 1–2 Episoden/24 h
- Grad 2: 3–5 Episoden/24 h
- Grad 3: >5 Episoden/24 h oder Notwendigkeit der Hospitalisation oder parenterale Ernährung
- Grad 4: lebensbedrohliche Komplikationen durch das Erbrechen
- Grad 5: jede tödliche Komplikation durch das Erbrechen
Risikoadaptierte Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen bei der Gabe von Chemotherapeutika
Das emetogene Risiko bestimmt die Wahl der prophylaktiven antiemetischen Supportivtherapie (Roila u.a., 2016).- Dosierungsbeispiele für 5-HT3-Antagonisten: Odansetron 8 mg 1-0-1 oder Granisetron 1 mg 1-0-0 i.v.
- Dosierungsbeispiele für NK1-Antagonisten als Alternative zu Aprepitant: Fosaprepitant 150 mg i.v. oder Rolapitant 180 mg oral, beide einmalig am Tag 1 ohne weitere Gaben an den Folgetagen.
- Dosierungsbeispiel für Dopaminrezeptorantagonist: Metoclopramid 10–20 mg p.o. oder i.v.
Hohes Risiko für Erbrechen
- Hohes emetogenes Risiko: 90% Emesis ohne Prophylaxe
- Chemotherapeutika in der Urologie: Cisplatin-haltige Kombinationen
- Prophylaxe mit Antiemetika:
- Tag 1: 5-HT3-Antagonist + Dexamethason 12 mg + Aprepitant 125 mg
- Tag 2 und 3: Dexamethason 8 mg + Aprepitant 80 mg
- Tag 4: Dexamethason 8 mg
Moderates Risiko für Erbrechen
- Moderates emetogenes Risiko: 30–90% Emesis ohne Prophylaxe
- Chemotherapeutika in der Urologie: Carboplatin, Ifosfamid, Vinflunin
- Prophylaxe mit Antiemetika:
- Tag 1: 5-HT3-Antagonist + Dexamethason 12 mg
- Tag 2 und 3: Dexamethason 8 mg
Niedriges Risiko für Erbrechen
- Niedriges emetogenes Risiko: 10–30% Emesis ohne Prophylaxe
- Chemotherapeutika in der Urologie: Docetaxel, Etoposid, Everolimus, Gemcitabin, Methotrexat, Paclitaxel, Temsirolimus
- Prophylaxe mit Antiemetika:
- Tag 1: 5-HT3-Antagonist oder Dopaminrezeptorantagonist oder Dexamethason 8 mg
Minimales Risiko für Erbrechen
- Minimales emetogenes Risiko: <10% Emesis ohne Prophylaxe
- Chemotherapeutika in der Urologie: Bevacizumab, Bleomycin, Ipilimumab, Nivolumab, Pazopanib, Pembrolizumab, Sorafenib, Sunitinib, Zoledronsäure
- Keine pharmakologische Prophylaxe, Verordnung einer Bedarfsmedikation. Nach Erbrechen sollte bei wiederholter Gabe dann eine Prophylaxe durchgeführt werden.
Therapie bei CINV:
Kommt es trotz einer Prophylaxe zu einer CINV, so werden weitere Antiemetika aus anderen Substanzklassen empfohlen, welche nicht in der Prophylaxe verwendet wurden. Dosierungsvorschläge: Olanzapin (atypisches Neuroleptikum) 5–10 mg 1-0-0 oral für 3 Tage, Metoclopramid 10 mg oral oder i.v. alle 8 h, Lorazepam (Benzodiazepin) 0,5–2 mg oral oder i.v. alle 8 h.
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Literatur
Roila, F.; Molassiotis, A.; Herrstedt, J.; Aapro, M.; Gralla, R. J.; Bruera, E.; Clark-Snow, R. A.; Dupuis, L. L.; Einhorn, L. H.; Feyer, P.; Hesketh, P. J.; Jordan, K.; Olver, I.; Rapoport, B. L.; Roscoe, J.; Ruhlmann, C. H.; Walsh, D.; Warr, D.; van der Wetering, M. & MASCC/ESMO Consensus Conference 2016 MASCC and ESMO guideline update for the prevention of chemotherapy- and radiotherapy-induced nausea and vomiting and of nausea and vomiting in advanced cancer patients.Annals of oncology, 2016, 27, v119-v133.
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