Dr. med. Dirk Manski

 Sie sind hier: Startseite > Harnleiter > Anatomie des Ureters

Anatomie von Nierenbecken und Ureter

Makroskopische Anatomie der Ureter

Pelvis renalis (Nierenbecken)

Der Urin aus den Nierenpapillen mündet zunächst in die Nierenkelche, Calices renales minores. Jede Niere hat 7–9 Kelche. Über die Kelchhälse münden mehrere Nierenkelche in zwei bis drei Calices renales majores, welche wiederum in das Nierenbecken, Pelvis renalis, einmünden [Abb. Anatomie des Nierenbeckens und Nierenkelche].

Anatomie des Nierenbeckens und Nierenkelche. Abb. links aus Gray’s Anatomy, Lea and Febinger 1918, Philadelphia, USA. Zum Vergleich ein Längsschnitt durch eine Niere (rechts). Mit freundlicher Genehmigung, Pathologicum Augsburg Prof. Dr. Stömmer, Dr. Erhardt & Kollegen.
Abb. Anatomie des Nierenbeckens und der Nierenkelche

Je nach Länge und Anatomie der Kelchhälse werden ein ampulläres Nierenbeckenkelchsystem (NBKS) und ein dendritisches NBKS unterschieden [Abb. retrograde Pyelographie von ampullärem und dendritischen Nierenbecken]. Das ampulläre NBKS hat kurze Kelchhälse, die Kelche münden fast direkt in das große weite Nierenbecken. Das dendritische NBKS besteht aus lang verzweigten Kelchhälsen und Calices renales majores, das Nierenbecken ist schlank und manchmal verzweigt. Es existieren fließende Übergänge zwischen beiden anatomischen Grundformen.


Retrograde Pyelographie: die Kontrastfüllung des Ureters und des Nierenbeckens zeigt ein dendritisches (links) und ampulläres (rechts) Nierenbeckenkelchsystem.
Abb. retrograde Pyelographie von ampullärem und dendritischen Nierenbecken

Die Wand des Nierenbeckenkelchssystems besteht aus längsverlaufenden glatten Muskelfaserzügen, welche eine Melkfunktion des NBKS für den Urintransport in den Harnleiter ermöglichen.

Ureter

Der Harnleiter, Ureter, ist ein 22–30 cm langes muskuläres Hohlorgan, welches Nierenbecken und Harnblase miteinander verbindet. Radiologisch wird der Ureter in 3 Abschnitte eingeteilt [Abb. Radiolog. Einteilung des Ureters]:

Abb. radiologische Einteilung des Ureters (Harnleiter)
Radiologische Einteilung des Ureters in drei Drittel: das obere Drittel reicht vom Nierenbecken bis zur Oberkante des Os sacrum, das mittlere Drittel von der Oberkante bis zur unteren Grenze des Os sacrum, das distale Drittel von der unteren Grenze des Os sacrum bis zur Harnblase.

Topographische Anatomie des Ureters:

das obere Drittel des Ureters liegt ventral des M. psoas major. Der Übergang zwischen Nierenbecken und Harnleiter ist die obere physiologische Ureterenge. Vor Erreichen der iliakalen Gefäße unterkreuzt der Ureter die Gonadalgefäße. Der Ureter überkreuzt in der Nähe der Aufteilungsstelle die Vasa iliacae, dies stellt die mittlere physiologische Ureterenge dar. Im Verlauf des kleinen Beckens unterkreuzt der pelvine Ureter den Ductus deferens. Bei der Frau unterkreuzt der Ureter die A. uterina. Die Einmündung der Ureteren in die Harnblase bildet die untere physiologische Ureterenge. Zur Anatomie der Uretermündung siehe Kapitel/Harnblase.

Gefäßversorgung des Ureters

Arterien:

Folgende Arterien geben variabel Äste an das Nierenbeckenkelchsystem und den Ureter ab: A. renalis, Aorta, Gonadalarterie, A. iliaca communis und interna, A. vesicalis superior und bei der Frau die A. uterina. Im kranialen Abschnitt treten die Gefäße von medial an den Ureter heran, im kaudalen Abschnitt gelangen die Gefäße von lateral an den Ureter. In der Adventitia des Ureters bilden die Zuflüsse ein reich verzweigtes Gefäßnetz. Dies ermöglicht eine längerstreckige Mobilisation des Harnleiters, ohne seine Durchblutung zu gefährden.

Venen:

Das Blut aus den Ureteren fließt über V. renalis, Gonadalvene, V. iliaca interna und Plexus vesicalis ab.

Lymphgefäße:

der linke obere Ureter drainiert in die paraaortalen, der rechte obere Ureter in die paracavalen und interaortokavalen Lymphknoten. Der kaudale Ureter drainiert in die Beckenlymphknoten (Nodi lymphatici iliacae et obturatoriae).

Innervation der Ureteren

Die Muskelkontraktionen des Ureters werden von Schrittmacherzellen im NBKS initiiert. Die Muskelkontraktion verläuft von kranial nach kaudal und sorgt für den Urintransport. Das vegetative Nervensystem beeinflusst die Schrittmacherzellen im NBKS.

Parasympathikus:

Die Innervation durch den Parasympathikus wirkt aktivierend auf die Ureterperistaltik. Zuflüsse über den N. vagus aus dem Ganglion coeliacum erreichen die Niere. Die weitere Versorgung entstammt dem sakralen Parasympathikus, welcher (analog der Embryologie) mit dem Harnleiter die Niere erreicht.

Parasympathikus:

Die Innervation durch den Parasympathikus wirkt aktivierend auf die Ureterperistaltik. Zuflüsse über den N. vagus aus dem Ganglion coeliacum erreichen die Niere. Die weitere Versorgung entstammt dem sakralen Parasympathikus, welcher (analog der Embryologie) mit dem Harnleiter die Niere erreicht.

Sympathikus:

Aus dem Truncus sympathicus (Grenzstrang). Die sympathischen Zuflüsse zum Ureter regulieren den Gefäßtonus.

Schmerzwahrnehmung:

Renale und ureterale Schmerzfasern werden durch die Dehnung des NBKS und Harnleiter aktiviert. Weitere Schmerzauslöser sind auch eine direkte Schädigung der Mukosa. Die Schmerzreize werden mit dem Sympathikus weitergeleitet und vermitteln einen typisch viszeralen kolikartigen Schmerzreiz. Die reflektorische Aktivierung von Nerven (N. subcostalis, N. genitofemoralis, N. ilioinguinalis, N. iliohypogastricus) führt zu einer Schmerzausstrahlung in die Flanken-, Leisten- und Genitalregion mit Hyperalgesie.

Mikroskopische Anatomie (Histologie) des Ureters

Wandbau des Ureters

Mukosa:

Typisches Urothel aus 4–5 Zellagen.

Lamina propria mucosae:

Bindegewebe und Gefäße.

Tunica muscularis:

Die Tunica muscularis des Harnleiters ist aufgebaut aus glatter Muskulatur. Die innere Muskelschicht besteht aus longitudinalen Fasern und die äußere Muskelschicht aus zirkulären Fasern.

Adventitia:

Bindegewebe mit einem reichhaltigen Gefäßplexus.






 Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


Literatur Harnleiter

Benninghoff 1993 BENNINGHOFF, A.: Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen.
15. Auflage.
Mnchen; Wien; Baltimore : Urban und Schwarzenberg, 1993



  English Version:
Anatomy of the ureter and renal pelvis