Sie sind hier: Startseite > Nebennieren > Inzidentalom
Inzidentalom: Ursachen, Diagnose, Bildgebung und Therapie
Zusammenfassende Literatur Inzidentalom: Barzon und Boscaro (2000).
Definition des Inzidentaloms
Das Inzidentalom ist eine (zufällig entdeckte) Raumforderung der Nebenniere (Abb. CT-Abdomen und Sonographie). Histologisch besteht in 80 % ein Adenom ohne Hormonproduktion und ohne Krankheitswert. In 20 % entsteht ein Therapiebedarf entweder durch ein progredientes Größenwachstum oder Hormonproduktion.
![]() |
Diagnose des Inzidentaloms
Eine rationale Diagnostik bei einem Inzidentalom wird in folgendem Flussdiagramm Diagnose von adrenalen Inzidentalomen dargestellt.
![]() |
Bildgebung:
Meist entsteht die Diagnose eines Inzidentaloms im Rahmen der Bildgebung bei Beschwerden oder im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen (Sonographie, CT, MRT). CT-morphologische Zeichen für ein Nebennierenadenom sind der Fettnachweis im Adenom (Nativ-Röntgendichte von unter 10 HU), nach KM-Gabe nehmen auch Adenome typischerweise KM auf [Abb. Inzidentalom im CT]. 15 min nach KM-Gabe sollte mindestens 60 % der Röntgendichtezunahme wieder verschwunden sein. Kontrastmittelaufnehmende Läsionen mit Dichtewerten über 10 HU in der Nativphase sind als suspekt einzuordnen (Joudi u.a., 2006). Als Alternative kann ein MRT durchgeführt werden (Fettnachweis mit "chemical shift imaging").
Hormonaktivität des Inzidentaloms
Die Hormonaktivität des Nebennierentumors sollte mit Blutuntersuchungen und Hormonbestimmungen aus dem 24 h-Sammelurin ermittelt werden:
- Serum: Natrium, Kalium, Aldosteron, ACTH, Kortisol, Dexamethason-Hemmtest, DHEA, Testosteron, Androstendion.
- 24 h-Sammelurin: Natrium, Kalium und Kortisol im 24h-Urin (ungesäuert), Bestimmung von Adrenalin, Noradrenalin und Katecholaminabbauprodukte (Metanephrin und Normetanephrin) im angesäuerten Urin.
- bei Hypertension Aldosteron/Renin-Quotient im Plasma
- weitere Bestimmungen je nach klinischem Verdacht oder Ergebnis der o.g. Suchtests
Differentialdiagnose eines Nebennierentumors
- Hormoninaktives oder hormonproduzierendes Nebennierenadenom
- Phäochromozytom
- Nebennierenrindenkarzinom
- seltene gutartige Tumoren: Hämatom, entzündliche Tumoren, Ganglioneurom, Myelolipom, Lipom, Fibrom, Nebennierenzysten, Onkozytom.
- Neuroblastom bei Kindern
- Lymphom
- Metastasen: Mammakarzinom, Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, malignes Melanom, Lymphome, ...
- Raumforderungen von Nachbarorganen wie Nieren, Pankreas, Milz, Gallenwege, Gefäße, Lymphknoten.
Therapie des Inzidentaloms
Eine rationale Therapie bei einem Inzidentalom wird in obigem Flussdiagramm Therapie von adrenalen Inzidentalomen dargestellt.
Nebennierentumoren <4 cm Größe ohne Hormonproduktion:
Radiologische Kontrolle einmalig nach einem Jahr, falls typische Kriterien für ein Nebennierenadenom vorliegen. Bei suspekter Bildgebung weitere bildgebende Kontrollen. Jährliche Kontrolle auf Hormonaktivität für 4 Jahre. Bei Größenprogredienz oder Hormonaktivität ist die Adrenalektomie indiziert.
Nebennierentumoren 4–6 cm Größe ohne Hormonproduktion:
Je nach Patientenwunsch, Ergebnissen der Bildgebung und klinischer Situation chirurgische Entfernung [Adrenalektomie] oder klinische Kontrollen (siehe Tumoren <4 cm Größe).
Nebennierentumoren mit Hormonproduktion:
Chirurgische Entfernung (Adrenalektomie).
Addison-Syndrom | Suchen | Phäochromozytom |
Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Literatur Inzidentalom
Barzon und Boscaro 2000 BARZON, L. ; BOSCARO, M.: Diagnosis and management of adrenal incidentalomas.In: J Urol
163 (2000), Nr. 2, S. 398–407
Joudi u.a. 2006 JOUDI, Fadi N. ; KUEHN, David M. ; WILLIAMS, Richard D.: Maximizing clinical information obtained by CT.
In: Urol Clin North Am
33 (2006), Aug, Nr. 3, S. 287–300