Dr. med. Dirk Manski

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Blutuntersuchung Serumelektrolyte: Natrium und Kalium

Natrium

Natrium ist der wichtigste positiv geladene Elektrolyt (Kation) im Extrazellulärraum und essentiell an der Volumenregulation und an zahlreichen physiologischen Prozessen in der Zelle und an der Zellmembran (Membranpotential oder Transportvorgänge) beteiligt.

Normwert:

135–145 mmol/l.

Messmethode:

Messung mit ionenselektiver Elektrode, alternativ Flammenphotometrie.

Indikationen:

Bei allen Erkrankungen mit möglichen Veränderungen der Elektrolyte, des Wasserhaushalts und des Säure-Basen-Haushalts.

Differentialdiagnose der Hyponatriämie:

Hyponatriämie: zu niedrige Natriumkonzentration im Blutserum. Die Hyponatriämie verursacht eine osmotische Wasserverschiebungen und eine Zellschwellung. Die Folge sind Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Vigilanzstörungen und Koma. Weitere Einteilung in Abhängigkeit des Volumenstatus (Vitalparameter, zentraler Venendruck, Hautturgor, periphere Ödeme, Harnstoffkonzentration und Serumosmolarität):

Hypervolämische Hyponatriämie:

Eine erhöhtes extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen führt zu einer Verdünnung der Natriumkonzentration: Hypothyreose, Schwartz-Bartter-Syndrom, paraneoplastisch (Bronchus, Pankreas, Morbus Hodgkin), chronische Lungenerkrankungen, Trauma, postoperativ, Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom, Nierenversagen.

Hypotone Dehydratation:

Reduktion des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens und zusätzlicher Natriumverlust: Diuretikatherapie, Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison), Salzverlustniere, chronische Diarrhoe oder Erbrechen, Ileus, Verbrennungen.

Differentialdiagnose der Hypernatriämie:

Die Hypernatriämie ist eine zu hohe Natriumkonzentration im Blutserum. Die Symptome erklären sich zum einen durch den Volumenmangel, als auch durch die Hypernatriämie, die zu intrazellulärem Wasserverlust mit Zellschrumpfung führt: trockene Haut und Schleimhäute, Muskelschwäche, Krämpfe, Schwindel, Tachykardie, Vigilanzstörungen, Koma.

Hypovolämische Hypernatriämie:

Ungenügende Zufuhr oder Verlust von freier Flüssigkkeit: Schwitzen, Durst, Diarrhöe, Verbrennungen.

Hypervolämische oder euvolämische Hypernatriämie:

Iatrogen, Medikation, Fieber, Cushing-Syndrom, Hyperaldosteronismus, Diabetes insipidus.

Kalium

Kalium ist der wichtigste intrazelluläre Elektrolyt (Kation) und essentiell an der zahlreichen physiologischen Prozessen in der Zelle und an der Zellmembran (Membranpotential oder Transportvorgänge) beteiligt.

Normwert:

3,5–5,0 mmol/l.

Indikationen:

Bei allen Erkrankungen mit möglichen Veränderungen der Elektrolyte, des Wasserhaushalts und des Säure-Basen-Haushalts.

Hypokaliämie:

Die Hypokaliämie ist eine zu niedrige Kaliumkonzentration im Blutserum. Eine milde Hypokaliämie verursacht keine Symptome. Eine schwere Hypokaliämie (<2,5 mmol/l) führt zu Schwäche, Verstopfung und Herzrhythmusstörungen.

Ungenügende Zufuhr:

Unterernährung, Fehlbilanzierung bei parenteraler Ernährung.

Renale Kaliumverluste:

Chronische interstitielle Nephritis, Tubulopathien, Polyurie nach akutem Nierenversagen, Diuretika, primärer oder sekundärer Hyperaldosteronismus (Nierenarterienstenose, Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom), Hyperkortisolismus (Cushing-Syndrom), Steroidtherapie.

Enterale Kaliumverluste:

Chronische Diarrhoe, chronisches Erbrechen, Magensonde, Sekretverlust durch enterale Fisteln, Laxanzienabusus, Therapie mit Kationenaustauschern.

Kaliumverschiebung von extrazellulär nach intrazellulär:

Metabolische Alkalose, Therapie des Coma diabeticum, Therapie der perniziösen Anämie mit Vitamin B12, familiäre hypokalämische paroxysmale Lähmung.

Hyperkaliämie:

Die Hyperkaliämie ist eine zu hohe Kaliumkonzentration im Blutserum. Eine schwere Hyperkaliämie (>6,5 mmol/l) führt zu EKG-Auffälligkeiten (erhöhte T-Wellen, verbreiterter QRS-Komplex) und zu malignen ventrikulären Arrhythmien.

Iatrogen:

Kaliumgabe, Penicilline, kaliumsparende Diuretika, Spironolacton, Transfusionen.

Verminderte renale Ausscheidung:

Akute Niereninsuffizienz mit Oligoanurie, terminale chronische Niereninsuffizienz, Nebennierenrindeninsuffizienz.

Kaliumverschiebung von intrazellulär nach extrazellulär:

Azidose, schwere Hämolyse, Crush-Syndrom, Chemotherapie von Tumoren (Tumorlyse-Syndrom).






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Literatur

Guder, W. G. & Nolte, J. Das Laborbuch für Klinik und Praxis
Urban + Fischer, 2009

Siegenthaler 1988 SIEGENTHALER, W. ; SIEGENTHALER, W. (Hrsg.): Differentialdiagnose innerer Krankheiten.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York., 1988