Dr. med. Dirk Manski

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Echinokokkose: Infektion mit Fuchsbandwurm oder Hundebandwurm

Definition der Echinokokkose

Die Echinokokkose ist eine Bandwurmerkrankung fleischfressender Tieren (in Europa vor allem Hundeartige, selten Katzen). Für die Gattung Echinococcus ist ein obligater Wirtswechsel charakteristisch: die geschlechtsreifen Bandwürmer leben in fleischfressenden Tieren (Endwirte) und scheiden Eier aus. Das Larvenstadium (Finnenstadium) findet in den Organen der Zwischenwirte statt, der Erregerkreislauf wird durch das Fressen der Zwischenwirte durch den Endwirt vollendet. Der Mensch kann als Fehlwirt vom Larvenstadium befallen werden, die Erkrankung ist meldepflichtig (Nachweis von Echinococcus oder eindeutige Bildgebung).

Zystische Echinokokkose:

Durch den Hundebandwurm Echinococcus granularis ausgelöste Echinokokkose mit Befall von großen Finnen (Synonym: Hydatide).

Alveoläre Echinokokkose:

Durch den Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis ausgelöste Echinokokkose mit Befall von kleinblasigen, infiltrierenden Finnen.

Meldepflicht:

Die Echinokokkose ist nicht namentlich meldepflichtig (Nachweis von Echinococcus oder eindeutige Bildgebung).

Epidemiologie der Echinokokkose

Vorkommen der Erkrankung v. a. in Südafrika, Australien, Mittelmeerraum, Balkan und ehemalige Sowjetunion. Der unbesorgte Umgang mit Schlachtabfällen (Verfütterung an Hunde) ist ein Risikofaktor für die zystische Echinokokkose.

Erregerkreislauf der Echinokokkose

Adulte Echinokokken:

Adulte Echinokokken sind Bandwürmer von Fleischfressern (Endwirt) und 2–6 mm lang. Die Eier werden mit dem Kot ausgeschieden. Der Mensch nimmt die Eier des Fuchsbandwurm mit verunreinigten Pflanzen wie z. B. Gemüse oder Früchten auf. Die Eier des Hundebandwurm werden durch Kontakt mit befallenen Hunde übertragen.

Zwischenwirtformen:

Aus den Eiern entstehen im Gastrointestinaltrakt des Menschen Larven (Finnen), welche über das Pfortadersystem in die Organe auswandern (v.a. Leber, aber auch Lunge, Niere, ZNS, Herz, Knochen...). In den Organen bilden sich von Granulationsgewebe umgebende Blasen aus (Finnen, Hydatiden), welche Larven (Skolices) beherbergen.

Inkubationszeit:

Mehrere Monate bis zu vielen Jahren.

Ansteckungsfähigkeit:

Infektion des Menschens durch engen direkten Kontakt mit dem Endwirt (Fell, Schmierinfektionen) oder die Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, das Operationsmaterial ist nicht infektiös.

Symptome einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm oder Hundebandwurm

Niere:

Hämaturie, zystische Raumforderung, Koliken.

Leberbefall:

Hepatomegalie, Druckschmerz, Ikterus.

Lungenbefall:

Husten, blutiges Sputum

Ruptur der Zysten:

Die Zystenruptur kann eine schwere allergische Reaktion auslösen, welche auch letal verlaufen kann.

Diagnose der Echinokokkose

Labor:

Serologischer Antigen- und Antikörpernachweis (IHA, ELISA, IFT und Western Blot). E. granulosus und E. multilocularis kann serologisch unterschieden werden. Ein negatives serologisches Ergebnis schließt eine Echinokokkose nicht aus.

Urinsediment:

Manchmal gelingt ein Nachweis von Zystenwandbestandteilen im Urinsediment, keine Routinemethode.

Sonographie:

Die Sonographie zeigt sich eine multizystische Raumforderung, typisch ist die zystische Raumforderung mit Tochterzysten innerhalb der Zyste.

Urogramm:

Im Urogramm teilweise kalzifizierte Raumforderung, evtl. Harnstau.

CT:

Beste Option für die Bildgebung: zystische Raumforderung mit Tochterzysten innerhalb der Zyste. Die Wand der zystischen Struktur nimmt KM auf. Ggf. Verkalkungen.

Therapie der Echinokokkose

Chirurgische Sanierung:

Durch Exzision der Herde. Bei der Niere steht im Vordergrund die Nephrektomie und Nierenteilresektion.

Zystensklerosierung:

Die Zystensklerosierung ist eine Alternative zur operativen Therapie der zystischen Echinokokkose, insbesondere bei schwieriger Lokalisation, bei kranken Patienten oder Ablehnung der operativen Therapie (Ciftci u.a., 2021). Die PAIR-Technik der Zystensklerosierung beinhaltet: Punktion – Aspiration – Injektion eines larventötenden Agens – Reaspiration. Als Skerosierungsmittel wird häufig 96%iger Alkohol verwendet. Eine adjuvante medikamentöse Therapie mit Albendazol ist zusätzlich erforderlich.

Medikamentöse Therapie:

Bei Progress, inkompletter Entfernung oder adjuvant bei perkutaner Therapie: Mebendazol, Albendazol oder Praziquantel.

Prognose der Echinokokkose

Unbehandelt führt die alveoläre Echinokokkose innerhalb von 10–15 Jahren zum Tode.






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Literatur

Ciftci TT, Unal E, Azizova A, Ayyildiz VA, Akinci D, Akhan O. Renal Cystic Echinococcosis: Long-Term Outcomes of Percutaneous Treatment. J Vasc Interv Radiol. 2021 Jun;32(6):890-895.e2. doi: 10.1016/j.jvir.2021.03.519.

Robert-Koch-Institut Echinokokkose
Epidemiologisches Bulletin, 2005, Nr. 45, 413-417.