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Grundlagen für Klinik und Praxis
Von Dirk Manski

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Nebenwirkungen der Immuncheckpoint Inhibition

Immuncheckpoints sind molekularbiologische "Bremsen" des Immunsystems. Tumoren können durch die Expression von Proteinen Einfluss auf die Immuncheckpoints nehmen und sich somit der Elimination entziehen. Für die Urologie bedeutende Immuncheckpoints sind der Programmed Cell Death-1 Rezeptor mit seinem Liganden PD-L1 oder der CTLA-4 Rezeptor (cytotoxic T lymphocyte antigen). Die Checkpoint-Inhibitoren (CPI) werden hauptsächlich in der Therapie des fortgeschrittenen Harnblasenkarzinoms und metastasierten Nierenzellkarzinoms eingesetzt.

Die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (Atezolizumab, Avelumab, Nivolumab, Pembrolizumab)ist mit immunvermittelten Nebenwirkungen assoziiert, welche noch viele Monate nach der letzten Dosis auftreten können (Heinzerling u.a., 2019). In Abhängigkeit vom Schweregrad der Nebenwirkung sollte die Behandlung pausiert oder abgebrochen werden. Weiterhin ist eine Behandlung mit Corticosteroiden in Abhängigkeit der Schwere der Nebenwirkungen erforderlich (0,5–2 mg/kgKG/Tag Prednisolon), bei schweren oder therapierefraktären Verläufen sind zusätzlich weitere Immunsuppressiva zu verordnen.

Fast alle Patienten berichten über Nebenwirkungen durch die Immuncheckpoint-Inhibition, meist sind die Nebenwirkungen gut beherrschbar. Schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkungen Grad 3 und 4 treten bei 10–30% der Patienten auf, häufiger und schwerer bei Patienten mit einer Kombinationstherapie. Bei 7–12% der Patienten muss die Therapie abgebrochen werden. Die Rate an tödlichen Nebenwirkungen einer PD-1/PD-L1 Monotherapie liegt bei 0,3–1,3%, Ursachen sind kardiale Nebenwirkungen, Pneumonitis mit ARDS, Nierenversagen, toxisch epidermale Nekrolyse (TEN), Hypopituitarismus, neurologische Nebenwirkungen, Kolitis, Darmperforation, Hepatitis, Panzytopenie oder Rhabdomyolyse.

Nebenwirkungen der CPI auf die Organsysteme

Wechselwirkungen

Überwachung während der Therapie mit Immuncheckpoint Inhibitoren

Vor jedem Therapiezyklus soll auf Symptome und Laborveränderungen geachtet werden. Der Patient benötigt eine sorgfältige Aufklärung und Befragung über mögliche Nebenwirkungen von allen Organsystemen, damit ohne Verzug weitere Diagnostik und eine Pausierung, Absetzen und/oder Steroidgabe möglich ist.

  • Leitsymptome: siehe Tab. wichtige Leitsymptome.
  • Klinische Untersuchung: Inspektion der Haut und Mundhöhle, Auskultation der Lunge, neurologischer Status, Messung des Blutdrucks.
  • Laborkontrollen: Differential-Blutbild, Elektrolyte, Leberwerte, Bilirubin, Lipase, CK und Troponin, Gerinnung, Blutzucker, Kreatinin, TSH, fT4, LDH, CRP.


  • Wichtige Leitsymptome: Fragen nach den wichtigen Leitsymptomen aller Organsysteme.
    Fragen nach Leitsymptomen
    Allgemein Appetit? Durst? Schlafprobleme? Nachtschweiß? Körpergewicht? Fieber?
    Kopf und Hals Sehkraft? Kopfschmerzen? Schwindel? Halsschmerzen? Lymphknoten?
    Thorax Husten? Auswurf? Atemnot? Herzschmerzen? unregelmäßiger Puls? Knoten in der Brust?
    Abdomen Durchfall? Verstopfung? Blut im Stuhl? Erbrechen? Bauchschmerzen?
    Urogenitaltrakt Wasserlassen? Urinfarbe? sexuelle Beschwerden? Schmerzen?
    Bewegungs-
    apparat
    Kreuzschmerzen? Muskel- oder Gelenkschmerzen?
    Sonstiges Hautausschlag? Lähmungen? Anfallsleiden?







     Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


    Literatur

    L. Heinzerling, E. N. de Toni, G. Schett, G. Hundorfean, and L. Zimmer “Checkpoint inhibitors - diagnosis and treatment of side effects,” Deutsches Arzteblatt international, vol. 116, no. 8, pp. 119–126, 2019.

    Schneider, B. J. et al., J Clin Oncol 2021. Management of Immune-Related Adverse Events in Patients Treated With Immune Checkpoint Inhibitor Therapy: ASCO Guideline Update. https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.21.01440

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