Dr. med. Dirk Manski

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Chronisches Beckenschmerzsyndrom: Symptome und Diagnose


Symptome (Klinik) des Chronischen Beckenschmerzsyndroms

Die Einteilung nach UPOINT(S) Domänen ermöglicht eine strukturierte multimodale Therapie, siehe Tab. UPOINT(S) Domänen.

Prostata-Schmerzsyndrom:

Schmerzwahrnehmung im Bereich der Prostata mit schmerzhafter DRU, Schmerzausstrahlung in den Damm, Enddarm, Hoden, Penis und Unterbauch. Häufig schmerzhafte Ejakulation.

Blasen-Schmerzsyndrom:

Suprapubischer Schmerz mit Zunahme bei der Harnblasenfüllung, Pollakisurie, Nykturie, Schmerzausstrahlung in den Damm, Enddarm, Hoden, Penis und Unterbauch. Die Miktion führt teilweise zu einer Schmerzerleichterung.

Harnröhren-Schmerzsyndrom:

Urethrale Schmerzen bei der Miktion, Harndrang, Pollakisurie, häufig Dyspareunie.

Hodenschmerzsyndrom:

Schmerzwahrnehmung im Hoden oder Nebenhoden, Druckschmerz. Wenn die Beschwerden mit der Vasektomie in Zusammenhang gebracht werden liegt ein Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom vor.

Pudendus-Schmerzsyndrom:

Neuropathische Schmerzen im Versorgungsgebiet des N. pudendus, typischerweise einseitig.

Sexuelle Funktionsstörungen:

Erektile Dysfunktion, verminderte Libido, vorzeitige oder verzögerte Ejakulation, schmerzhafte Ejakulation.

Assoziation mit anderen Krankheiten:

Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen, Migräne, Zähneknirschen.

Gliederung der klinischen Phänotypen und Therapieoptionen bei CPPS nach UPOINT(S) Domänen: der Schweregrad der Erkrankung steigt mit der Anzahl der betroffenen Domänen. Die Einteilung nach UPOINT(S) ermöglicht eine strukturierte multimodale Therapie (Shoskes u.a., 2009).
Domäne Klinik Therapieoptionen
U (Urinary) Obstruktive und irritative Miktionsbeschwerden Alpha-Blocker, 5α-Reduktase-Hemmer, Anticholinergika.
P (Psychosozial) Depression, Angst, Hilflosigkeit Psychotherapie, Antidepressiva.
O (Organspezifisch) Siehe Abschnitt Klinik. Siehe Abschnitt Therapie.
I (Infektion) Dysurie, Leukozyturie, Ausfluss Antibiotika bei Nachweis einer signifikanten Infektion.
N (Neurologisch oder Systemisch) Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, chronische Schmerzen in anderen Regionen Antikonvulsiva, Antidepressiva, Analgetika.
T (Tenderness) Muskelverhärtungen und Triggerpunkte Physiotherapie, Akupunktur.
S (Sexualität) Erektile Dysfunktion, schmerzhafte Ejakulation PDE5-Hemmer, Verhaltenstherapie.

Diagnose der chronischen Prostatitis und Beckenschmerzsyndrom

Basisdiagnostik

Anamnese:

Miktionsstörungen? Sexuelle Störungen? Allgemeine Symptome?

NIH-CPSI Fragebogen:

zur Quantifizierung der Beschwerden.

Körperliche Untersuchung

mit rektale Untersuchung zur Differentialdiagnose. Die Prostatauntersuchung sollte nach der initialen Uringewinnung stattfinden.

Harnstrahlmessung:

der Uroflow dient als Suchtest für Miktionsstörungen.

Sonographie der Harnblase:

Restharn? Harnblasensteine? Prostatagröße?

PSA:

als Organmarker sinnvoll.

Keimnachweis:

zur Identifizierung einer chronischen bakteriellen Prostatitis werden 4 Portionen einer Miktion getrennt gesammelt und mikrobiologisch untersucht (Sedimentmikroskopie und Urinkultur). Eine bakterielle Prostatitis ist nachgewiesen, wenn die Bakterienkonzentration in Probe 3 und 4 um das 10-fache ansteigt.

  1. Die ersten 10 ml Urin (Urethralkeime)
  2. Mittelstrahlurin (Harnblasenkeime)
  3. Prostataexprimat (Prostatakeime): Normalerweise unter 10 Leukozyten pro Gesichtsfeld in hoher Vergrößerung.
  4. Die ersten 10 ml Urin nach Prostatamassage (Prostatakeime)

Aufgrund des hohen Aufwandes und Kosten hat sich der Zwei-Gläser-Test durchgesetzt, aktuelle Studien bestätigten die Gleichwertigkeit:

  1. Mittelstrahlurin (Harnblasenkeime)
  2. die ersten 10 ml Urin nach der Prostatamassage (Prostatakeime)

Erweiterte Diagnostik

Die erweiterte Diagnostik ist bei therapierefraktären oder rezidivierenden Beschwerden indiziert. Invasive Zusatzuntersuchungen oder erweiterte Bildgebung sollten nur bei konkreten Fragestellungen durchgeführt werden und nicht zur Beruhigung oder Beschäftigung des Patienten oder des Therapeuten. Eine langwierige, rein organische Ausschlussdiagnostik kann zur somatischen Fixierung des Patienten führen, die ein späteres Thematisieren psychosozialer Faktoren erschwert (DGPM, 2018).

Transrektaler Ultraschall (TRUS):

zum Ausschluss von Differentialdiagnosen (Abszesse, Prostatazysten, Samenblasenerkrankungen). Eine Prostatastanzbiopsie ist nur bei suspektem Tastbefund oder erhöhtem PSA-Wert ohne Nachweis einer Infektion indiziert.

MRT des Beckens:

zum Ausschluss von Differentialdiagnosen.

Wiederholte mikrobiologische Diagnostik:
ggf. unter Einbeziehung von Spermakultur oder Harnröhrenabstrich.
Urodynamische Untersuchung:

Zur Differentialdiagnose von unklaren Miktionsstörungen. Häufig assoziiert mit den (oder ursächlich für die) Beschwerden: subvesikale Obstruktion durch Harnblasenhalsenge, dysfunktionelle Miktion oder autonome Detrusoraktivität.

Zystoskopie:

Die Zystoskopie ist indiziert zur Differentialdiagnose von Miktionsstörungen.

Rektoskopie:

zur Differentialdiagnose von Enddarmbeschwerden.

Differentialdiagnose des chronischen Beckenschmerzes






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Literatur

EAU guidelines: Chronic pelvic pain

Krieger u.a. 1999 KRIEGER, J. N. ; NYBERG, Jr. ; NICKEL, J. C.: NIH consensus definition and classification of prostatitis.
In: Jama
282 (1999), Nr. 3, S. 236–7

Nickel 2003 NICKEL, J. C.: Recommendations for the evaluation of patients with prostatitis.
In: World J Urol
21 (2003), Nr. 2, S. 75–81

Schaeffer u.a. 2002 SCHAEFFER, A. J. ; DATTA, N. S. ; FOWLER, Jr. ; KRIEGER, J. N. ; LITWIN, M. S. ; NADLER, R. B. ; NICKEL, J. C. ; PONTARI, M. A. ; SHOSKES, D. A. ; ZEITLIN, S. I. ; HART, C.: Overview summary statement. Diagnosis and management of chronic prostatitis/chronic pelvic pain syndrome (CP/CPPS).
In: Urology
60 (2002), Nr. 6 Suppl, S. 1–4



  English Version: Symptoms and diagnostic workup of chronic prostatitis and CPPS