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Retrograde Ureteropyelographie: Kontrastmittel-Röntgen des Harnleiters
Abkürzung: RUP (retrograde Ureteropyelographie), RPG (retrograde Pyelographie).
Indikationen zur retrograden Pyelographie
Die retrograde Pyelographie wird selten als primäre diagnostische Maßnahme durchgeführt, sie ist eine Alternative zum Ausscheidungsurogramm oder CT-Abdomen bei Kontraindikationen für jodhaltiges Kontrastmittel. Die retrograde Applikation von jodhaltigem Kontastmittel ist auch bei einer Kontrastmittelallergie möglich (Blackwell u.a., 2017) (Weese u.a., 1993). Prinzipiell ist sie indiziert bei Nephrolithiasis, Makrohämaturie, Harnstau, Verletzungen und Tumoren des oberen Harntrakts. Die häufigste Anwendung ist als orientierte bildgebende Maßnahme vor Ureterorenoskopie oder im Rahmen einer Harnleiterschieneneinlage oder -wechsel. .
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Technik der retrograden Pyelographie
Nach Zystoskopie wird ein Ureterkatheter (5–6 Ch) in das entsprechende Ostium eingeführt und eine Leeraufnahme des Abdomens (ggf. nur Halbseite) angefertigt. Danach wird unter Durchleuchtung langsam Kontrastmittel in den Harnleiter eingespritzt [Abb. retrograde Pyelographie mit Videozystoskopie und digitalem Röntgen]. Falls das Kontrastmittel das obere Hohlsystem nicht in ausreichender Konzentration erreicht, wird der Ureterkatheter nach proximal bis in das Nierenbecken geschoben und dort vorsichtig und langsam unter Durchleuchtung Kontrastmittel appliziert. Die Untersuchung wird in Echtzeit mit Hilfe der Durchleuchtung ausgewertet, signifikante Standbilder werden zur Dokumentation gespeichert.
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Normalbefunde der retrograden Pyelographie
Siehe Abschnitt Röntgen-Abdomen für die Normalbefunde der Leeraufnahme. Nach KM-Injektion kontrastiert sich ein schlanker Ureter, das Nierenbeckenkelchsystem stellt sich ohne Harnstau dar [Abb. normale Röntgenanatomie der Nierenkelche und radiologische Zeichen des Harnstaus]. Es bestehen keine Kontrastmittelaussparungen im Verlauf des Harntrakts. Nach Entfernung des Ureterkatheters fließt das Kontrastmittel in die Harnblase ab.
Komplikationen
Verletzung des Harnleiters
Enge oder abgeknickte Harnleiter, Tumoren oder Harnleitersteine können das Vorschieben des Ureterkatheters verhindern, fehlende Vorsicht führt zur einer Ureterperforation und Vorschieben des Katheters in die Harnleiterwand oder das Retroperitoneum. Bei Widerstand kann ein weiteres Vorschieben mit Hilfe eines hydrophil beschichteten Arbeitsdrahts und unter Durchleuchtung versucht werden.
Fornixruptur
Die Injektion mit zuviel Druck kann zu einem pyelolymphatischen Reflux [Abb. pyelolymphatischer Reflux] oder zu einer Extravasation des Kontrastmittel im Bereich der Fornices führen [Abb. Fornixruptur]. Die Aspiration von Urin aus dem Nierenbecken vor Applikation des Kontrastmittels und die langsame Injektion senkt dafür die Wahrscheinlichkeit.
Urosepsis
Die retrograde Pyelographie kann eine fulminante Urosepsis bei Patienten mit infizierter Harnstauungsniere auslösen. Die Aspiration von Urin aus dem Nierenbecken vor Applikation des Kontrastmittels ermöglicht eine Urinkultur und senkt das Risiko für die Bakterieneinschwemmung. Kontrastmittel sollte so sparsam wie möglich appliziert werden, es genügt eine orientierende Darstellung des Nierenbeckens zur richtigen Positionierung einer Harnleiterschiene. Die Ursachenklärung hinsichtlich der Obstruktion muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Unverträglichkeit des Kontrastmittels
Die retrograde Applikation von jodhaltigem Kontastmittel ist auch bei Niereninsuffizienz, Jodunverträglichkeit und Kontrastmittelallergie möglich. Sehr selten wurden Kontrastmittelunverträglichkeiten publiziert, Risikofaktoren sind die Injektion unter Druck mit Extravasat. Wie auch bei der Durchführung einer Ausscheidungsurographie sollte ein Notfallset zur Behandlung einer Anaphylaxie bereit stehen (Blackwell u.a., 2017) (Weese u.a., 1993).
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Literatur
Blackwell, R. H.; Kirshenbaum, E. J.; Zapf, M.
A. C.; Kothari, A. N.; Kuo, P. C.; Flanigan, R. C. & Gupta, G. N.
Incidence
of Adverse Contrast Reaction Following Nonintravenous Urinary Tract
Imaging.
European urology focus, 2017, 3, 89-93.
English Version: technique of retrograde pyelography