Dr. med. Dirk Manski

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Ultraschall: Sonographie der Harnleiter

Die Sonographie der Harnleiter ist bei urologischen Patienten sehr häufig indiziert, es folgt eine Auswahl für Indikationen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Bestimmung von Größe und Lokalisation der Nieren, Bauchschmerzen und Flankenschmerzen, Hämaturie, Proteinurie, Miktionsbeschwerden, abdominelles Trauma, (rezidivierende oder fieberhafte) Harnwegsinfektionen, erhöhte Retentionsparameter, Nephrolithiasis, Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Raumforderungen der Nieren, Nierentransplantation, Planung und Durchführung operativer Eingriffe wie Nierenbiopsie oder perkutane Nephrolithotomie(Singer u.a., 2006).

Untersuchungstechnik der Harnleiter-Sonographie

Als Schallkopf wird ein Sektor- oder Curved-Array-Schallkopf mit 3,5–5 MHz verwendet. Der proximale Ureter wird in Rückenlage und in Inspirationsstellung des Patienten untersucht. Bei ungünstigen Schallbedingungen ist eine Schräglagerung hilfreich, bei der die zu untersuchende Seite um 30° angehoben wird. Die Niere wird als Schallfenster verwendet, das Nierenbecken und der Harnleiterabgang können regelhaft beurteilt werden. Die Untersuchung des proximalen Harnleiters ist durch die Darmüberlagerung erschwert, der mittlere Anteil ist sonographisch nicht erfassbar. Der distale Anteil des Harnleiters wird in Rückenlage und mit voller Harnblase untersucht, die Harnblase wird dabei als Schallfenster verwendet.

Normaler Untersuchungsbefund

Der proximale Harnleiter stellt sich als echoarmes Band medial des Nierenunterpols dar. Der Harnleiterdurchmesser sollte weniger als 8 mm betragen. Die Harnleiterwand ist dünn und manchmal als echogener Streifen bei Harnstau sichtbar.

Harnstauung:

Die Unterscheidung zwischen einer echten Obstruktion oder einer Weitstellung des Nierenbeckenkelchsystems ohne relevante Abflussbehinderung ist mit der Sonographie nicht sicher möglich. Die Weitstellung des Nierenbeckenkelchsystems wird morphologisch eingeteilt [Abb. morphologische Einteilung des Harnstaus], konsequeterweise sollte in der Sonographiebefundung von Dilatation oder Ektasie der Harnwege gesprochen werden (Beetz u.a., 2001):


Sonographische Einteilung der Harntraktdilatation in Grad I–IV (Beetz u.a., 2001).
Ektasie Grad I: echofreie Erweiterung des Nierenbeckens ohne Erweiterung der Nierenkelche. Deutlicher Sinusreflex und keine Anzeichen von Parenchymatrophie.
Ektasie Grad II: echofreie Erweiterung des Nierenbeckens, der Kelchhälse und der Nierenkelche. Abgeschwächter Sinusreflex. Keine Anzeichen von Parenchymatrophie (erhaltene Papillenspitzen und spitzer Fornixwinkel).
Ektasie Grad III: massive echofreie Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche. Fehlender oder marginaler Sinusreflex. Zeichen von Organatrophie sind sichtbar: flache Papillen und stumpfer Fornixwinkel.
Ektasie Grad IV: massive echofreie Erweiterung der Nierenbeckenkelchsystem mit Aufhebung der Grenzen zwischen Kelchen und Pyelon. Nahezu vollständige Atrophie des Nierenparenchyms (hydronephrotische Sackniere).
Abbildung Sonographische Einteilung der Harntraktdilatation in Grad I–IV




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Literatur

Beetz, R.; Bökenkamp, A.; Brandis, M.; Hoyer, P.; John, U.; Kemper, M. J.; Kirschstein, M.; Kuwertz-Bröking, E.; Misselwitz, J.; Müller-Wiefel, D. E. & Rascher, W. [Diagnosis of congenital dilatation of the urinary tract. Consensus Group of the Pediatric Nephrology Working Society in cooperation with the Pediatric Urology Working Group of the German Society of Urology and with the Pediatric Urology Working Society in the Germany Society of Pediatric Surgery].
Urologe A, 2001, 40, 495-507

Singer u.a. 2006 SINGER, Eric A. ; GOLIJANIN, Dragan J. ; DAVIS, Robert S. ; DOGRA, Vikram: What’s new in urologic ultrasound?
In: Urol Clin North Am
33 (2006), Aug, Nr. 3, S. 279–286

  English Version: ultrasound examination of the ureter and classification of hydronephrosis.