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Indikation, Legen und Wechseln von suprapubischen Katheter
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Indikationen für einen suprapubischen Katheter
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Der suprapubische Dauerkatheter wird in folgenden Situationen als eine bessere Alternative zum transurethralen Dauerkatheter angesehen. Siehe Tab. transurethraler vs. suprapubischer DK bezüglich der Vorteile und Nachteile von transurethraler oder suprapubischer Dauerkatheterisierung [Abb. Anlage eines suprapubischen Dauerkatheters].
| transurethraler Dauerkatheter | suprapubischer Dauerkatheter | |
| Vorteile | 
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| Nachteile | 
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Längerfristige Dauerkatheterisierung:
Die Methode der Wahl bei längerfristiger Dauerkatheterisierung (>1 Woche), insbesondere bei Männern.
Miktionstraining:
Ein suprapubischer Katheter ermöglicht die einfache Prüfung des Restharns nach der Miktion.
Kontraindikationen für transurethrale Dauerkatheter:
Harnröhrenstrikturen, Via falsa, Erstversorgung der Harnröhrenverletzung bei fehlender Möglichkeit der transurethralen Katheterisierung.
Infektionen:
Bei akuter Prostatitis oder Epididymitis mit Harnblasenentleerungsstörungen.
Kontraindikationen für einen suprapubischen Katheter
Absolute Kontraindikationen:
Harnblasenkarzinom, Unterbauchtumoren mit Verdrängung der Harnblase, Störungen der Blutgerinnung, relevante Hauterkrankungen an der Kathetereintrittsstelle, Cross-over Bypass.
Relative Kontraindikationen:
Ungenügend gefüllte Harnblase (<200 ml), Voroperationen im Unterbauch, Ileus, Schwangerschaft, Adipositas per magna.
Kathetermaterialien von suprapubischen Katheter
Für eine kurze Dauer der Katheterisierung (perioperativ) werden oft 1-Wege-Katheter aus Polyurethran oder PVC verwendet, welche mit Hilfe einer Fadenfixierung an der Haut befestigt werden. Bei langfristiger Katheterisierung sollte spätestens nach dem ersten Katheterwechsel ein Silikon-Dauerkatheter mit Ballonblockade verwendet werden. Die Ballonblockade ermöglicht den Verzicht auf die Fadenfixierung an der Haut und reduziert Infektionen an der Einstichstelle. Spezielle Katheter mit kurzer Nelatonspitze und kleinem Ballon ermöglichen einen hohen Tragekomfort.
Technik der suprapubischen Katheterisierung
Die Verwendung eines Kathetersets und die Assistenz einer Hilfsperson erleichtern die Katheteranlage. In schwierigen Situationen (siehe relative Kontraindikationen) ist die offen-chirurgische Mini-Zystostomie eine sichere Alternative.
- Rückenlagerung mit leichter Oberkörpertieflage, Rasur der Punktionsstelle. Füllung der Harnblase mit mindestens 200 ml NaCl (Einmalkatheter) und Sonographie des geplanten Punktionswegs (Darminterposition? Krankheiten der Harnblase?).
- Weiteres Arbeiten mit sterilen Handschuhen. Desinfektion des Unterbauchs und Abdecken mit einem Lochtuch. Lokalanästhesie mit z.B. 10 ml Lidocain, Punktionsstelle befindet sich median etwa 1–2 Querfinger über der Symphyse. Probepunktion und Aspiration mit gleicher Nadel am Ende der Lokalanästhesie, das Memorieren der Stichrichtung und Tiefe ist besonders bei Adipositas wichtig.
- Vorbereitung eines Hohltrokars (10–12 CH) mit passendem Katheter. Stichinzision der Haut mit einem Skalpell. Senkrechte Punktion der Harnblase mit dem Hohltrokar, bis Urin im Katheter erscheint, dann Vorschieben des Katheters (und Blocken des Ballons). Zurückziehen und Entfernen des Trokars.
- Zurückziehen des suprapubischen DK bis zur Markierung am Kathetersystem oder bis der Ballon die Harnblasenwand erreicht. Ggf. Fadenfixierung eines einlumigen Katheters. Trockener Verband und Sicherung des Katheters gegen Zug.
Komplikationen durch die suprapubische Punktion:
Blutungen perivesikal oder intravesikal, Fehlpunktion mit ggf. Verletzung von Nachbarorganen (Darm) oder von großen Gefäßen (Cave Cross-Over Bypass). Langfristig Infektion und Abszedierung ausgehend vom suprapubischen Punktionskanal (Ahluwalia u.a., 2006).
Nebenwirkungen und Komplikationen durch die Dauerkatheterisierung:
Katheterdislokation, Blockadeverhalt, Biofilmentstehung mit Verkrustung und Infektion, Harnblasensteine, Plattenepithelkarzinom bei sehr langer Dauerkatheterisierung (siehe Komplikationen des transurethralen Dauerkatheters).
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Literatur
Ahluwalia, R. S.; Johal, N.; Kouriefs, C.; Kooiman, G.; 
        Montgomery, B. S. I. & Plail, R. O.
        The surgical risk of suprapubic 
        catheter insertion and long-term sequelae.
Ann R Coll Surg Engl, 2006, 
        88, 210-213
Sökeland, J., Brühl, P., Hertle, L., and Piechota, H. (2000).
 Katheterdrainage der harnblase heute.
    
 Dtsch Arztebl, 97(4):A167-A174.
 English Version: Indications, complications, and insertion technique of a suprapubic catheter
  English Version: Indications, complications, and insertion technique of a suprapubic catheter
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