Dr. med. Dirk Manski

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Transurethraler Dauerkatheter: Legen und Komplikationen

Indikationen für transurethrale Dauerkatheter

Je nach Indikation zur Drainage des unteren Harntrakts unterscheiden sich die verwendeten Dauerkatheter in Form und Material. Siehe auch Tab. transurethraler vs. suprapubischer DK bezüglich den Vor- und Nachteilen der transurethralen oder suprapubischen Dauerkatheterisierung.


Vorteile und Nachteile von transurethralen und suprapubischen Dauerkathetern.
transurethraler Dauerkatheter suprapubischer Dauerkatheter
Vorteile
  • einfaches Legen, delegierbar an Assistenzpersonal
  • kaum Kontraindikationen
  • dicklumige Katheter mit Möglichkeit der Harnblasenspülung verfügbar
  • Vermeidung von Harnröhren- komplikationen (Verletzung, Infektion, Striktur)
  • Reduktion von Infektionen, insbesondere der Prostata oder Nebenhoden.
  • Miktionstraining mit Restharnkontrolle möglich
  • bessere Verträglichkeit
Nachteile
  • zahlreiche Komplikationen wie Harnröhrenverletzung, Harnröhrenstrikturen oder Infektionen
  • schlechtere Verträglichkeit
  • Miktionsversuch mit liegendem Katheter nicht möglich
  • Anlage nur als operativer Eingriff durch einen Arzt. Auch der Wechsel des suprapubischen Katheters wird häufig nicht durch das Assistenzpersonal durchgeführt.
  • zahlreiche Kontraindikationen
  • Harnblasenspülung nicht möglich
  • selten schwerwiegende Komplikationen möglich (Darmverletzung)


Indikationen für die einmalige Entleerung der Harnblase:

Einmalkatheter werden zur sterilen Uringewinnung (bei Frauen), vor Zystogramm oder Urodynamik, zur intravesikalen Therapie (BCG, Mitomycin C u.a.) und zur Therapie eines Harnverhaltes verwendet. Einmalkatheter sind 1-Weg-Katheter, das Material ist meist PVC. Kurze Einmalkatheter für Frauen haben eine Nelaton-Spitze, lange Einmalkatheter für Männer werden mit Nelaton- und Tiemann-Katheterspitzen angeboten. Siehe auch Abschnitt Katheter für die Selbstkatheterisierung.

Indikationen für die dauerhafte Drainage der Harnblase:

Indikationen sind zur Diagnostik (z.B. Bilanzierung), bei Verletzungen des Harntrakts, perioperativ zur sicheren Urindrainage oder zur Therapie von Harnblasenentleerungsstörungen. Verwendet werden 2-Wege-Katheter mit einem dicken Kanal für die Urindrainage und einem dünnen Kanal für die Ballonblockade [Abb. Katheterquerschnitte]. Alle gängigen Katheterspitzen sind verfügbar, am häufigsten werden Nelaton- oder Tiemannspitzen verwendet [Abb. Katheterspitzen].


Querschnitt eines Dauerkatheters (2-Wege) und eines Spülkatheters (3-Wege).
Abb. Querschnitt von transurethralen Dauerkatheter (2-Wege) und Harnblasen-Spülkatheter (3-Wege)


Verschiedene Harnblasenkatheter, gliedert nach geraden und gerkrümmten Kahterspitzen. Beschreibung siehe Text.
Abb. verschiedene Katheterspitzen von transurethralen Harnblasenkathetern

Katheter aus reinem Silikon haben eine bessere Biokompatibilität, einen größeren Innendurchmesser und sind für längere Katheterliegezeiten ideal. Sie sind teurer als Latex- oder Polyurethankatheter, die für eine kurze Katheterisierung (unter 1 Woche) geeignet sind.

Indikationen für einen Spülkatheter:

Spülkatheter werden zur Vermeidung einer Harnblasentamponade bei Blutungen des Harntraktes oder nach urogenitalen Operationen eingesetzt. Spülkatheter sind 3-Wege-Katheter mit einem Kanal für die Urindrainage, einem Kanal für die Spüllösung und einem dünnen Kanal für die Ballonblockade [Abb. Katheterquerschnitte]. Als Material stehen Silikon-, Polyurethan- und Latex-Spülkatheter zur Verfügung. Bei den Katheterspitzen besteht eine große Vielfalt hinsichtlich der Form der Katheterspitze und Anordnung der Drainageaugen (Nelaton, Tiemann, Couvelair, Dufour oder Mercier, siehe Abb. Katheterspitzen).

Kontraindikationen für transurethrale Dauerkatheter:

Katheter legen: Technik der transurethralen Katheterisierung beim Mann

Flache Rückenlage mit vollständig entblößtem Unterkörper. Unterlegen eines flüssigkeitsundurchlässigen Tuchs. Vorbereitung der benötigten Arbeitsmaterialien, hygienische Händedesinfektion. Es sind sterile Handschuhe zu tragen. Der Penis wird mit der linken Hand proximal der Eichel gefasst und nach oben gestreckt, diese Hand wird unsteril. Alle weiteren Arbeiten führt die sterile rechte Hand aus. Der Penis wird mit Hilfe einer Pinzette mit Tupfern desinfiziert. Langsame Injektion von sterilem Gleitmittel mit Lokalanästhetikum in die Harnröhre. Das Genitale wird mit einem sterilen Lochtuch abgedeckt. Der sterile Katheter wird unter aseptischen Bedingungen in die Harnblase vorgeschoben. Eine gekrümmte Katheterspitze soll nach 12 Uhr zeigen. Wenn der Katheter die Sphinkterregion erreicht, wird der Penis unter Vorschieben des Katheters etwas abgesenkt, um die Krümmung der membranösen Harnröhre auszugleichen. Der Ballon des transurethralen Katheters wird mit destilliertem Wasser oder einer 10%igen Glycerin-Wasserlösung gefüllt. Die Verwendung eines Kathetersets und das Legen mit einer Hilfsperson vereinfacht die Handhabung und vermindert das Infektionsrisiko.

Schwierige Situationen bei der transurethralen Katheterisierung:

Harnröhrenstrikturen, eine Via falsa durch frustrane Versuche oder Erkrankungen der Prostata können eine transurethrale Katheterisierung erschweren oder verhindern. Folgende Möglichkeiten sind zu erwägen, wenn eine transurethrale Katheterisierung nicht durch eine suprapubische Harnableitung ersetzt werden kann:

Technik der transurethralen Katheterisierung bei der Frau:

Flache Rückenlage mit vollständig entblößtem Unterkörper, abgespreizte und angezogene Lagerung der Beine im Bett. Einfacher und besser ist (wenn möglich) eine Steinschnittlagerung. Unterlegen eines flüssigkeitsundurchlässigen Tuchs. Vorbereitung der benötigten Arbeitsmaterialien, hygienische Händedesinfektion. Es sind sterile Handschuhe zu tragen. Die linke Hand spreizt mit den Fingern die Schamlippen, diese Hand wird unsteril. Alle weiteren Arbeiten führt die sterile rechte Hand aus. Die Vulva wird mit Hilfe einer Pinzette in der rechten Hand mit Tupfern desinfiziert. Das Genitale wird mit einem sterilen Lochtuch abgedeckt. Der sterile Katheter wird mit Gleitmittel benetzt und unter aseptischen Bedingungen in die Harnblase vorgeschoben. Der Ballon des Katheters wird mit destilliertem Wasser oder einer 10%igen Glycerin-Wasserlösung geblockt. Die Verwendung eines Kathetersets und das Legen mit einer Hilfsperson vereinfacht die Handhabung und vermindert das Infektionsrisiko.

Schwierige Situationen:

Aufgrund einer Adipositas per magna oder Vulvaatrophie kann die Inspektion des Meatus externus der Urethra unmöglich sein. Folgende Techniken helfen bei der Katheterisierung:

Komplikationen der transurethralen Katheterisierung:

Verletzungen:

Insbesondere mit starren Kathetern kann es aufgrund einer Schleimhautfalte oder Harnröhrenenge zu einer Verletzung der Harnröhre, Perforation und Via falsa kommen.

Harnröhrenstrikturen:

Harnröhrenstrikturen entstehen durch Infektionen oder durch eine ischämische Schädigung der Harnröhre. Risikofaktoren sind die Katheterisierungdauer, dicke Katheter oder Zug am Katheter.

Biofilmentstehung und Verstopfung:

Der Harnblasenkatheter wird innerhalb von Stunden von einem körpereigenen Biofilm aus Proteinen und anderen Makromolekülen benetzt. Dieser Biofilm wird durch bakterielle Kolonisation und Umbau immer dicker, der bei Dislokation oder entsprechender Dicke das Lumen verstopfen kann.

Keimaszension und Infektionen:

Trotz geschlossener Urinableitung gelangen Bakterien extraluminal durch eine Keimaszension entlang des Biofilms in die Harnblase. Die Bakteriurierate steigt mit jedem Katheterisierungstag um 3-10%, davon ausgehend drohen klinische Infektionen (Zystitis, Urethritis, Prostatitis, Epididymitis oder Pyelonephritis). Siehe auch Kapitel Harnwegsinfektion.

Blockadeverhalt:

Salzausfällungen, Beschädigung des Blockadekanals oder Ventils können die Entblockung und Entfernung des Katheters verhindern. Zur Abhilfe eines Blockadeverhaltes wird zunächst der Katheter 10 cm vor dem Meatus der Harnröhre abgeschnitten, um einen Ventildefekt zu beheben. Falls keine Entblockung erfolgt, kann der Ballon mit einem starren, dünnen Mandrin (z. B. von einem Ureterkatheter) durch den Blockungskanal perforiert werden. Gelingt dies nicht, ist eine sonographisch gesteuerte suprapubische Punktion des Katheterballons bei gefüllter Harnblase erforderlich.

Weitere Komplikationen:

Harnblasensteine. Plattenepithelkarzinom bei sehr langer Dauerkatheterisierung.








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Literatur

Ahluwalia, R. S.; Johal, N.; Kouriefs, C.; Kooiman, G.; Montgomery, B. S. I. & Plail, R. O. The surgical risk of suprapubic catheter insertion and long-term sequelae.
Ann R Coll Surg Engl, 2006, 88, 210-213

Sökeland, J., Brühl, P., Hertle, L., and Piechota, H. (2000). Katheterdrainage der harnblase heute.
Dtsch Arztebl, 97(4):A167-A174.