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Ileum-Conduit zur Harnableitung: Urostoma nach Zystektomie
Zusammenfassende Literatur Ileum-Conduit: (Hautmann, 2003).
Definition des Ileum-Conduits
Das Ileum-Conduit ist eine inkontinente heterotope Harnableitung nach Entfernung der Harnblase [Abb. Ileum-Conduit]. Die Harnleiter werden mit einer kurzen Ileumschlinge anastomosiert, diese wird durch die Haut als Urostoma ausgeleitet [Abb. Ileum-Conduit].
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Indikationen zum Ileum-Conduit
Bei Kontraindikationen für eine orthotope oder kontinente Harnableitung ist das Ileum-Conduit die häufigste verwendete Harnableitung:
- Karzinomnachweis in der Prostata/prostatischen Harnröhre, Notwendigkeit der Urethrektomie
- vorbestehende Harninkontinenz
- Niereninsuffizienz (GFR < 60–80&nspb;ml/min)
- fehlende Compliance des Patienten
- geringe Lebenserwartung des Patienten
Vorteile sind die einfache Technik, geringer Bedarf an Darm, geringe metabolische Langzeitkomplikationen und Vermeidung einer transurethralen Inkontinenz. Der Nachteil ist die Notwendigkeit der Urostomaversorgung.
Kontraindikationen des Ileum-Conduits
Das Kolonkonduit ist die bessere Alternative nach pelviner Strahlentherapie, Kurzdarmsyndrom oder Morbus Crohn. Die Ureterocutaneostomie ist eine gute Option zur Vermeidung einer Darmanastomose bei Patienten mit kurzer Lebenserwartung.
Operative Technik des Ileum-Conduits
Darmpräparation:
eine Ileumschlinge von 20 cm Länge wird mindestens 20 cm von der Ileozökalklappe entfernt ausgeschaltet. Antiseptische Spülung der Darmschlinge. End-zu-End-Anastomose des verbleibenden Dünndarms.
Harnleiterpräparation:
beide Harnleiter werden mit einem Mono-J geschient. Ein Tunnel vom linken zum rechten Retroperitoneum wird unter dem Mesenterium und über die großen Gefäße mit Hilfe der Fingerdissektion aufgedehnt. Der linke Harnleiter wird durch den Tunnel auf die rechte Seite geführt.
Harnleiter-Darm-Implantation nach Bricker:
das orale Ende der Darmschlinge wird fortlaufend verschlossen (PDS 4-0). Die Harnleiter werden spatuliert und einzeln in die antimesenteriale Wand des Konduits anastomosiert (PDS 4-0 Einzelnähte). Die MJ-Ureterstents werden vor Vollendung der Anastomose durch das Ileumsegment ausgeleitet.
Harnleiter-Darm-Implantation nach Wallace:
in der Technik nach Wallace werden zunächst die Harnleiter gleichläufig oder gegenläufig Seit-zu-Seit anastomosiert (PDS 4–0 fortlaufend), danach wird die Ureterplatte mit dem oralen Ende der ausgeschalteten Dünndarmschlinge anastomosiert [Abb. Ileoureterostomie]. Die MJ-Ureterstents werden vor Vollendung der Anastomose durch das Ileumsegment ausgeleitet.
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Verschiedene Möglichkeiten der Ileoureterostomie nach Wallace bei einem Ileum-Conduit. |
Anlage des Urostomas:
Das Urostoma sollte 5 cm von der Wundinzision entfernt sein und durch den M. rectus abdominis führen. Die ideale Lokalisation ist eine infraumbilikale Fettrolle über dem rechten Muskel rectus abdominis, die Stomalokalisation sollte vor der OP am sitzenden Patienten markiert werden. Die Haut an der Stomalokalisation wird kreisförmig entfernt (1,5 cm Durchmesser). Die Faszie wird kreuzförmig gespalten, der Rektus stumpf im Faserverlauf auseinandergedrängt, danach das Peritoneum inzidiert. Zwei Finger sollten bequem durch die Öffnung passen. Das aborale Ende des Ileum-Conduits wird durch den M. rectus abdominis geführt, die Länge sollte ungefähr 5 cm über das Hautniveau reichen. Das Conduit wird an der Faszie mit PDS 2–0 befestigt (8 Nähte). Danach wird evertierend das Darmende an die Subdermis genäht, sodass ein prominentes nippelförmiges Urostoma entsteht. Bei adipöser Bauchdecke ist dies oft nicht möglich, hier ist als technische Alternative ein Schlingenstoma sinnvoll.
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Hautnähte für ein Ileum-Conduit mit nippelförmigem Stoma. |
Nachsorge des Ileum-Conduits
Siehe Kapitel Grundlagen der Harnableitung
Komplikationen des Ileum-Conduits
Komplikationen der Dünndarmanastomose, Strikturen der Ureter-Darmanastomose mit Harnstau, Harnwegsinfektion und Harnsteinbildung, Urostoma-Komplikationen (Infektionen, Stenose, Retraktion, Stomahernie...).
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Literatur Ileum-Conduit
Hautmann 2003 HAUTMANN, R. E.: Urinary diversion: ileal conduit to neobladder.In: J Urol
169 (2003), Nr. 3, S. 834–42