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Fluorchinolon-Antibiotika: Pharmakologie, Nebenwirkungen und Kontraindikationen

• Fluorchinolone: Grundlagen
• Fluorchinolone: Ciprofloxacin
• Fluorchinolone: Levofloxacin
• Fluorchinolone: Ofloxacin

Einteilung der Fluorchinolone:

Fluorchinolone haben ein breites Wirkspektrum gegen gramnegative Erreger inklusive Pseudomonas. Je nach Gruppenzugehörigkeit besteht auch eine antibakterielle Aktivität gegen atypische Erreger (Mykoplasmen, Chlamydien) und grampositive Erreger (Staphylokokken, Streptokokken, Legionellen). Enterokokken werden nicht erfasst.

• Gruppe 1: orale Fluorchinolone mit der Indikation Harnwegsinfektion: Norfloxacin.
• Gruppe 2: parenteral anwendbare Fluorochinolone mit breiter Indikation: Ciprofloxacin, Ofloxacin.
• Gruppe 3: Fluorochinolone mit verbesserter Wirksamkeit gegen grampositive und atypische Erreger: Levofloxacin.
• Gruppe 4: Fluorochinolone mit verbesserter Wirksamkeit gegen grampositive, atypische Erreger und Anaerobier: Moxifloxacin.

Wirkmechanismus der Fluorchinolone:

Fluorchinolone wirken bakterizid durch die Hemmung der bakteriellen Topoisomerase Typ II (DNA-Gyrase). Die partielle Wirkung der Fluorochinolone auf die menschlichen Topoisomerasen verursachen teilweise schwere Nebenwirkungen.

Indikationen für Fluorchinolone:

Fluorchinolone sollten aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur bei strenger Indikationsstellung und bei fehlenden gleichwertigen Alternativen verordnet werden. Urologische Indikationen für Fluorchinolone sind schwere oder komplizierte Harnwegsinfektionen (Pyelonephritis, akute bakterielle Prostatitis oder Epididymitis), Urosepsis, Therapie der Gonorrhoe (bei nachgewiesener Empfindlichkeit) oder schwere Weichteilinfektionen. Keine Indikationen für Fluorchinolone sind selbstlimitierende oder leichte Infektionen (wie unkomplizierte Harnwegsinfektionen), Prävention von rezidivierenden Harnwegsinfektionen, die nicht-bakterielle (chronische) Prostatitis oder die prophylaktische perioperative Antibiotikaprophylaxe (Bonkat u.a, 2020) (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 2019).

Pharmakokinetik der Fluorchinolone:

• Gute Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe.
• Ein hohes Verteilungsvolumen und eine Proteinbindung unter 40 % führen zu einer guten Gewebepenetration.
• Geringe Metabolisierung und hauptsächlich unveränderte renale Elimination. Ausnahme Moxifloxacin: hepatische Konjugation und Ausscheidung der Metabolite über Urin und Faeces.

Nebenwirkungen der Fluorchinolone:

Bezüglich der Nebenwirkungen von Fluorchinolonen wurden zahlreiche Warnungen veröffentlicht (BfArM Rote-Hand-Briefe, EMA und FDA), da manche schwerwiegende Nebenwirkungen zu einer langanhaltenden und möglicherweise irreversiblen Beeinträchtigung des Patienten führen können.

Gastrointestinaltrakt:

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Pseudomembranöse Kolitis.

ZNS:

Neurotoxische Nebenwirkungen mit Kopfschmerz, Schwindel, Schlaflosigkeit, Psychosen bis Krampfanfälle, Depressionen, Ermüdung (Fatigue), eingeschränktes Erinnerungsvermögen sowie Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksstörungen.

Haut:

Allergische Hautreaktionen, sehr selten schwerwiegend. Photosensibilisierung.

Bewegungsapparat:

Knorpelschäden, Tendinitis, Sehnenruptur, Myalgie, Muskelschwäche, Arthralgie, Gelenkschwellungen und Gangstörung.

Kardiovaskulär:

QT-Verlängerung mit gefährlichen Arrhythmien, Erhöhung des Risikos für ein Aortenaneurysma und dessen Ruptur.

Sonstiges:

Selten Veränderung des Blutbildes.

Kontraindikationen der Fluorchinolone:

• Schwangerschaft, Stillzeit
• Kinder (Knorpelschäden)
• Erhöhtes Risiko für Krämpfe: Epilepsie, Schlaganfall
• Schwere Niereninsuffizienz
• QT-Verlängerung

Wechselwirkungen:

• Keine gemeinsame orale Gabe von Fluorchinolonen mit Eisenpräparaten oder magnesium- oder aluminiumhaltigen Antazida, da sonst die Resorption verhindert wird.
• Abbauhemmung und somit Konzentrationsanstieg von Ciclosporin, oralen Antikoagulatien, Theophyllin, Methrotrexat und Glibenclamid.

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Literatur

Rote Hand-Brief des BfArM bezüglich der Risiken von Fluorchinolonen.

EMA Warning: https://www.ema.europa.eu/en/news/fluoroquinolone-antibiotics-reminder-measures-reduce-risk-long-lasting-disabling-potentially-irreversible-side-effects

FDA Warning regarding fluoroquinolone antibiotics: https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-updates-warnings-fluoroquinolone-antibiotics

Simon und Stille 1997 SIMON, C. ; STILLE, W.: Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis.
9. Auflage.
Stuttgart New York : Schattauer, 1997

  English Version: Fluoroquinolones

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