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Nitrofurantoin: Wirkmechanismus, Nebenwirkungen und Dosierung
Wirkmechanismus von Nitrofurantoin
Nitrofurantoin ist ein bakteriostatisches Antibiotikum. Der Wirkstoff wird durch bakterielle Enzyme (Nitroreduktasen) zu reaktiven Metaboliten reduziert, diese schädigen die bakterielle DNA und andere Enzyme.

Wirkspektrum
Nitrofurantoin ist wirksam gegen die meisten grampositiven und gramnegativen Bakterien, welche eine Harnwegsinfektion verursachen (E. coli, Klebsiellen, Enterokokken, Enterobacter und Staphylokokken). In aktuellen Resistenzuntersuchungen sind 86% der Erreger der unkomplizierten Zystitis empfindlich gegenüber Nitrofurantoin (S3 Leitlinie HWI). Keine Wirksamkeit besteht in der Regel gegen Proteus mirabilis und Pseudomonas aeruginosa.
Urologische Indikationen für Nitrofurantoin:
Behandlung der unkomplizierten Zystitis bei Frauen (S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen der DGU). Suppressionstherapie und Rezidivprophylaxe von komplizierten Harnwegsinfektionen.
Pharmakokinetik:
- Fast vollständige Resorption von Nitrofurantoin nach oraler Gabe. Die retardierte Form mit Makrokristallen verzögert die Resorption, verhindert toxische Plasmakonzentrationen und ermöglicht ein längeres Dosierungsintervall.
- Teilweise enzymatische Metabolisierung zu inaktiven Metaboliten. Schnelle renale Elimination des Wirkstoffs und der inaktiven Metaboliten (50%) durch Filtration und tubulärer Sekretion, eine Braunverfärbung des Urins ist möglich. Die Halbwertszeit von Nitrofurantoin beträgt 20–30 min.
- Durch die schnelle renale Elimination entstehen nur im Urin wirksame Konzentrationen. Dies gilt nicht für Patienten mit Niereninsuffizienz, es besteht die Gefahr für toxische Serumkonzentrationen und unzureichende Harnkonzentrationen.
Nebenwirkungen:
Teilweise sind erhebliche Nebenwirkungen möglich, insbesondere bei einer Langzeittherapie. Die Therapie muss bei folgenden Nebenwirkungen sofort abgesetzt werden: Atemnot, Husten, Fieber, Cholestase oder neurologische Symptome. Bei einer längerfristigen Therapie mit Nitrofurantoin sind Kontrollen von Blutbild, Leber- und Nierenwerten notwendig.
Lunge:
Unter der Anwendung von Nitrofurantoin wurden interstitielle Pneumonien bis hin zu tödlich verlaufenden Lungenfibrosen beobachtet, bei repiratorischen Symptomen ist die Therapie sofort abzubrechen.
Allergie:
Häufig Arzneimittelfieber und Exantheme, sehr selten schwerwiegende Hautreaktionen.
Leber:
Gelegentlich Transaminasenanstieg, tödliche Leberversagen unter Nitrofurantoin wurden publiziert.
GI-Trakt:
Häufig Übelkeit + Erbrechen, seltener Diarrhoe.
ZNS:
Häufig Schwindel, Ataxie oder Kopfschmerzen. Sehr selten psychotische Reaktionen, Depression oder Polyneuropathie.
Blutbild:
Sehr selten schwerwiegende Depression des Knochenmarks möglich.
Wechselwirkungen:
Die Harnansäuerung mit Methionin erhöht die Wirksamkeit von Nitrofurantoin. Keine gleichzeitige Gabe von Nitrofurantoin und Chinolonen.
Kontraindikationen:
- Überempfindlichkeit gegen Nitrofurane
- Niereninsuffizienz mit einer GFR unter 45 ml/min
- Pathologische Leberenzymwerte
- Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
- Polyneuropathien
- Kein Nitrofurantoin in der Schwangerschaft (letztes Trimenon), für Frühgeborene und Säuglinge bis Ende des 3. Lebensmonats.
Dosierung von Nitrofurantoin:
- Unkomplizierte Zystitis: 100 mg retardiert 1-0-1 oder 1-1-1 über 5–7 Tage. Die maximale Tagesdosis für Kinder und Erwachsende soll nicht über 5 mg/kgKG liegen.
- Suppressionstherapie von komplizierten Harnwegsinfektionen (Harnblasenentleerungsstörungen, DK-Träger): 100 mg 1-0-1 oder 0-0-1 über maximal 14 Tage. Die Tagesdosis für Kinder und Erwachsende soll nicht über 2–3 mg/kgKG liegen.
- Reinfektionsprophylaxe bei komplizierten Harnweginfektionen: 50–100 mg retardiert 0-0-1 über maximal sechs Monate. Die Tagesdosis für Kinder und Erwachsende soll nicht über 1,2 mg/kgKG liegen.
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Literatur
H. R. Brodt, A. Hörauf, M. Kresken, W. Solbach, and T. Welte, Infektionstherapie: Antibiotika, Virostatika, Antimykotika, Antiparasitäre Wirkstoffe. Thieme, 2023.
DGU, DEGAM, and PEG, “S3 Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten Aktualisierung 2024.” [Online]. Available: https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-044l_S3_Epidemiologie-Diagnostik-Therapie-Praevention-Management-Harnwegsinfektione-Erwachsene-HWI_2024-09.pdf
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