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GnRH-Antagonisten Degarelix und Relugolix: Nebenwirkungen und Dosierung
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Präparate der GnRH-Antagonisten
Derzeit zugelassene GnRH-Antagonisten für die Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs sind Degarelix (in Deutschland 2009 zugelassen) und das oral verfügbare Relugolix (in den USA 2020 und in Europa 2023 zugelassen). Weitere Präparate sind in Entwicklung oder werden bei der assistierten Fertilisation verwendet (Cetrorelix and Ganirelix). Abarelix wurde aufgrund von Nebenwirkungen vom Markt genommen.
Wirkmechanismus der GnRH-Antagonisten
Gonadotropin-Releasing-Hormon-Antagonisten binden an den GnRH-Rezeptor ohne Aktivierung, sie bewirken die Senkung von LH, FSH und Testosteron.
Indikationen für GnRH-Antagonisten
Hormontherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinoms, als Alternative zur operativen Kastration oder zur Therapie mit GnRH-Analoga. Als Vorteil wird der sofortige, schnelle und zuverlässige Abfall der Serumtestosteronkonzentration auf unter 0,2 ng/ml gesehen. Ein kurzfristiger Testosteronanstieg, welcher bei der Gabe von GnRH-Analoga typisch ist, tritt nicht auf. Somit bieten sich GnRH-Antagonisten bei Patienten an, bei denen der Testosteronanstieg zur Verschlimmerung der Symptome führen könnte (z. B. symptomatische Knochenmetastasen mit Spinalkanalkompression). GnRH-Antagonisten weisen ein geringeres Risiko für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse als GnRH-Agonisten auf. Nachteilig sind allergische Reaktionen vom Sofort-Typ bei der parenteralen Verabreichung.
Pharmakokinetik der GnRH-Antagonisten
Pharmakokinetik von Degarelix:
Depotpräparat, welches subkutan verabreicht wird. Mit Degarelix erreichen 99 % der Patienten innerhalb von 7 Tagen das Kastrationsniveau (Klotz u.a., 2008).
Pharmakokinetik von Relugolix:
Orale Gabe, HWZ 25 h, 98% der Patienten erreichen innerhalb von 14 Tagen das Kastrationsniveau (Shore u.a., 2020).
Nebenwirkungen der GnRH-Antagonisten
Die Nebenwirkungen des Androgenentzugs gleichen denen von GnRH-Agonisten und beinhaltet alle Risiken einer antiandrogenen Therapie: Osteoporose, Hitzewallungen, verminderte Libido, Verlust der erektilen Funktion, Störung der Gedächtnisfunktion, körperliche Schwäche, Müdigkeit, Depressionen, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, Transaminasenerhöhung, Gynäkomastie. Weitere Nebenwirkungen:
- Systemische allergische Reaktionen vom Sofort-Typ nach Injektion von Degarelix mit Urtikaria, Juckreiz, Hypotonie bis Synkopen. Häufigkeit der schweren allergischen Reaktion mit Abarelix 1,7% (1 Jahr Therapiedauer). Degarelix soll im Vergleich zu Abarelix deutlich weniger allergische Nebenwirkungen verursachen.
- QT-Zeit-Verlängerung oder Transaminasenerhöhung werden vor allem durch den Hypogonadismus verursacht. In der Zulassungsstudie von Relugolix war das Risiko für relevante kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu Leuprorelin jedoch halbiert (Shore u.a., 2020).
Kontraindikationen der GnRH-Antagonisten
Vorhandene chirurgische Kastration. Kinder. Frauen. Allergische Reaktionen nach Injektion. QT-Zeit über 450 ms. Persistierende Transaminasenerhöhung (über zweifache der Norm). Leberinsuffizienz und Niereninsuffizienz.
Dosierung von Degarelix:
subkutane Injektion von 2×120 mg Degarelix am Tag 1 (zwei Injektionen), gefolgt von 80 mg alle 4 Wochen.
Dosierung von Relugolix:
360 mg oral als Startdosis, dann 120 mg täglich.
Präparatenamen der GnRH-Antagonisten
Firmagon (= Degarelix), Orgovyx (= Relugolix).
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Literatur
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English Version: GnRH antagonists
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