Dr. med. Dirk Manski

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Mumps und andere Ursachen für eine Orchitis (Hodenentzündung)

Definition der Orchitis

Vor allem akute Hodenentzündung mit Schwellung und Schmerzen. Nach über sechs Wochen Krankheitsverlauf wird von einer chronischen Orchitis gesprochen.

Epidemiologie:

Die Inzidenz der Orchitis ist unklar, aber sie ist viel seltener als die Epididymitis. Am häufigsten ist die Mitbeteiligung des Hodens (Epididym-Orchitis) bei akuter Epididymitis [Abb. Sonographie einer abszedierenden Epididymorchitis]. Die isolierte Orchitis (ohne Epididymitis) ist selten und meist durch Viren ausgelöst.

Ätiologie und Differentialdiagnose:

Symptome der Orchitis:

Rötung, Schmerzen und Schwellung des betroffenen Skrotalfaches und Hoden, zusätzlich zu den Beschwerden der auslösenden Grunderkrankung.

Diagnose:

Urin- und Blutuntersuchungen je nach Klinik und Anamnese, Sonographie Hoden mit Doppler-US, operative Hodenfreilegung falls eine Hodentorsion oder Hodentumor nicht ausgeschlossen werden können.


Sonographische Zeichen der Epididymorchitis: inhomogenes Echomuster von Hodenparenchym und Nebenhoden (NH) nach mehrtägiger Antibiotikatherapie. Mit freundlicher Genehmigung, J. Menzinger, München.
Sonographie einer Epididymorchitis

Therapie:

Allgemeine Maßnahmen sind Bettruhe, Hodenhochlagerung und Kühlung sowie Antiphlogistika wie Diclofenac. Die weitere spezifische Therapie hängt von der auslösenden Erkrankung ab, oft werden probatorisch Fluorchinolone oder Cephalosporine bis zum Erhalt weiterer Laborergebnisse verordnet.

Diagnose und Therapie der Mumps-Orchitis

Definition der Mumps-Orchitis

Die Mumps-Orchitis ist eine akute virale Hodenentzündung als Komplikation der Parotitis epidemica (Mumps).

Epidemiologie

30% der Patienten mit Mumps nach der Pubertät erleben eine Orchitis, 10-30% sind bilateral betroffen. .

Ätiologie der Mumps-Orchitis

Das Mumpsvirus ist ein Paramyxovirus, einsträngige RNA, neurotrop. Die Orchitis führt zur Infiltration von Lymphozyten, Schädigung der Blut-Hoden-Schranke, Ödem mit Anstieg des intratestikulären Drucks mit Ischämie und Atrophie (durch die nichtelastische Tunica albuginea). Im Verlauf kann eine Infertilität, Subfertilität und ein Hypogonadismus entstehen, je nach Ausmaß der (bilateralen) Erkrankung.

Symptome (Klinik) der Mumps-Orchitis

Diagnose der Orchitis

Sonographie und Doppler-Ultraschall der Hoden, bei klinischem Zweifel an der Diagnose Mumps können serologische Tests durchgeführt werden. Operative Hodenfreilegung falls eine Hodentorsion nicht ausgeschlossen werden kann.

Therapie der Mumps-Orchitis

Allgemeine Maßnahmen:

Bettruhe, Hodenhochlagerung und Kühlung, Antiphlogistika (Diclofenac o.ä.) oder Steroide. Bei unklarer Ursache werden oft probatorisch Fluorchinolone bis zum Erhalt weiterer Laborergebnisse verordnet. Interferon-α (Ku u.a., 1999) konnte in retrospektiven Studien die Rekonvaleszenz und Prognose der Mumps-Orchitis bessern, dies ist jedoch keine Standardtherapie.

Infertilität:

bei Azoospermie Versuch der testikulären Spermienextraktion mit IVF und ICSI.

Prognose der Mumps-Orchitis

Bei bilateraler Orchitis besteht die Gefahr einer Hodenatrophie mit Infertilität, in schweren Fällen mit hypergonadotropen Hypogonadismus.






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Literatur

Ku, J. H.; Kim, Y. H.; Jeon, Y. S. & Lee, N. K. The preventive effect of systemic treatment with interferon-alpha2B for infertility from mumps orchitis.
BJU Int, 1999, 84, 839-842.

Manson 1990 MANSON, A. L.: Mumps orchitis.
In: Urology
36 (1990), Nr. 4, S. 355–8

M. Masarani, H. Wazait, and M. Dinneen, “Mumps orchitis.,” J R Soc Med, vol. 99, no. 11, pp. 573–575, 2006, doi: 10.1258/jrsm.99.11.573.


  English Version: Differential diagnosis of orchitis and treatment of Mumps orchitis