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Gentamicin: Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierung des Aminoglykosids
Gentamicin ist ein Antibiotikum aus der Klasse der Aminoglykoside, es wirkt vor allem im gramnegativen Spektrum und wird aufgrund der Nebenwirkungen nur bei lebensbedrohlichen Infektionen oder multiresistenten Erregern angewendet.
Wirkmechanismus von Gentamicin
Gentamicin wirkt bakterizid: es hemmt die bakterielle Proteinbiosynthese durch Bindung an 30S Untereinheit des Ribosoms, dies führt zu defekten Proteinen und zur Schädigung der Zellwand.
Wirkspektrum von Gentamicin:
Vor allem im gramnegativen Spektrum: E. coli, Klebsiellen, Proteus, Enterobakterien, Haemophilus, Pseudomonas, Citrobacter und Serratia. Im grampositiven Bereich zeigt Gentamicin nur eine schwache Wirksamkeit gegenüber Enterokokken, Streptokokken und Staphylokokken, da das Eindringen durch die dicke Bakterienwand erschwert ist. In Kombination mit bakterienwandaktiven Antibiotika gibt es jedoch einen synergistischen Effekt, weshalb Kombinationen aus Gentamicin und einem β-Laktam-Antibiotikum sehr effektiv sind.
Urologische Indikationen für Gentamicin:
Gentamicin ist in Kombination mit Acylaminopenicillinen oder Cephalosporinen der dritten Generation eine gute Alternative zu Carbapenemen für die Behandlung lebensgefährlicher oder therapieresistenter, komplizierter Harnwegsinfektionen oder Urosepsis (Nierenbeckenentzündung, Prostatitis, Fournier-Gangrän). Weiterhin ist die Einmalgabe von Gentamicin in Kombination mit einem β-Laktam-Antibiotikum eine Option als perioperative Prophylaxe bei Risikopatienten mit hoher Gefahr einer gramnegativen Infektion (z. B. TURP bei Patienten mit Dauerkatheter). Als Monotherapie wird Gentamicin bei Harnwegsinfektionen nur dann angewendet, wenn das Antibiogramm keine anderen Alternativen bietet.
Pharmakokinetik von Gentamicin:
Nur parenterale Gabe möglich (langsam i. v. über 30–60 min oder i.m.). Gute Verteilung im Extrazellulärraum, aber schlecht Knochen- und ZNS-gängig. Unveränderte renale Elimination. Halbwertszeit 2–3 Stunden bei normaler Nierenfunktion.
Nebenwirkungen von Gentamicin
Aufgrund der potentiell erheblichen Nebenwirkungen wird Gentamicin nur bei lebensbedrohlichen Infektionen oder multiresistenten Erregern angewendet. Die einmalige Gabe der Tagesdosis ist weniger toxisch als die Aufteilung der Tagesdosis auf mehrere Einzeldosen.
Nieren:
Gentamicin ist reversibel nephrotoxisch, es entstehen Proteinurie und Kreatininanstieg.
ZNS:
Gentamicin ist potentiell irreversibel ototoxisch, neurotoxisch, neuromuskuläre Blockade mit Gefahr der Atemlähmung bei Myasthenie.
Weitere:
Allergien. Bei schneller i. v.-Injektion ist eine Atemlähmung möglich (Antidot Kalziumglukonat).
Kontraindikationen für Gentamicin:
Allergie gegen Gentamicin oder andere Aminoglykoside, schwere Niereninsuffizienz, Innenohrschäden, Schwangerschaft, Myasthenia gravis.
Wechselwirkungen von Gentamicin:
Vorsicht bei Gabe von Gentamicin mit anderen nephrotoxischen oder ototoxischen Medikamenten: Amphotericin B, Ciclosporin, Cisplatin, Schleifendiuretika oder Vancomycin.
Dosierung von Gentamicin:
- 3 mg/kgKG 1–0–0 i. v. bei normaler Nierenfunktion, die Höchstdosis beträgt bei schweren Infektionen und unempfindlichen Erregern 6 mg/kgKG.
- Bei Niereninsuffizienz ist eine Dosisreduktion der Folgegaben nach der ersten Normaldosis wichtig, um toxische Nebenwirkungen zu vermeiden:
- 80% der Tagesdosis bei einer GFR von 100–71 ml/min,
- 65% der Tagesdosis bei einer GFR von 70–56 ml/min,
- 55% der Tagesdosis bei einer GFR von 55–46 ml/min,
- 45% der Tagesdosis bei einer GFR von 45–36 ml/min,
- 30% der Tagesdosis bei einer GFR von 35–26 ml/min,
- 20% der Tagesdosis bei einer GFR von 25–16 ml/min,
- darunter nur 10% der Tagesdosis.
- Die Kontrolle des Talspiegels der Gentamicin-Konzentration (Blutabnahme gegen Ende des Dosierungsintervall) dient zum Ausschluss der Kumulation, dieser sollte bei einmal täglicher Dosierung 1~mg/l nicht überschreiten. Therapeutisches Drug-Monitoring ist insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, hoher Dosierung wichtig.
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Literatur
Santucci und Krieger 2000 SANTUCCI, R. A. ;
KRIEGER, J. N.:
Gentamicin for the practicing urologist: review of efficacy, single
daily dosing and switch therapy.
In: J Urol
163 (2000), Apr, Nr. 4, S. 1076–1084
Simon und Stille 1997 SIMON, C. ; STILLE, W.:
Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis.
9. Auflage.
Stuttgart New York : Schattauer, 1997
English Version: Mechanism, side effects, and dosage of gentamicin
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