Dr. med. Dirk Manski

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Ureterorenoskopie (URS): Technik und Komplikationen der Harnleiterspiegelung

Indikationen zur Ureterorenoskopie

Die Ureterrenoskopie ist die Spiegelung von Ureter und Nierenbecken bei folgenden Fragestellungen:


Abbildung starres Ureterorenoskop
Starres Ureterorenoskop.

Kontraindikationen

Harnwegsinfektion, Urosepsis. Relative Kontraindikationen sind Gerinnungsstörungen, Schwangerschaft und fehlende Möglichkeit einer Steinschnittlage.

Instrumentenkunde

Das semirigide oder starre Ureteroskop ähnelt dem Aufbau eines Zystoskops und haben meist eine feste, nicht auswechselbare Optik mit einem Blickwinkel von 0–10 Grad. Der Arbeitskanal ist 5 CH weit, es besteht ein Anschluss für den Spülzufluss und -abfluss. Die Schaftdicke beträgt zwischen 6–9 CH, dünner an der Spitze mit allmählicher Zunahme des Durchmessers. In der technischen Weiterentwicklung sind nun semiregide URS-Geräte erhältlich mit Schaftdicken von 5–7 CH mit zwei separaten Arbeitskanälen.

Flexible Ureteroskope haben eine Schaftdicke von 8–12 CH, der Arbeitskanal ist dünner (3 CH). Manche flexible Ureteroskope haben einen zusätzlichen Kanal für den Spülzufluss. Die Spitze ist aktiv steuerbar bis 270 Abknickung [Abb. flexibles URS]. Bei modernen Geräten wird auf eine Glasfaseroptik verzichtet, ein Kamerachip (CCD Sensor) auf der Gerätespitze (chip on tip) sorgt für ein hochauflösendes Bild in hoher Qualität.

flexible ureterorenoskopie
Flexible Ureterorenoskopie: die aktive Steuerung der flexiblen Spitze ermöglicht die Spiegelung aller Kelchgruppen. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.

Technik der URS

Patientenvorbereitung:

Zystoskopie und retrograde Pyelographie:

Zunächst Zystoskopie. Durch die retrograde Pyelographie wird die Anatomie des Harnleiters dargestellt und die Indikation zur URS überprüft. Über den Ureterkatheter wird ein Führungsdraht bis ins Nierenbecken eingelegt [Abb. retrograde Pyelographie].

Retrograde Pyelographie:
Links: rechtsseitiger Harntrakt mit distalem Harnleiterstein.
Mitte: Einführen des Ureterkatheters und Injektion von Kontrastmittel.
Rechts: durch den zentral offenen Ureterkatheter wird ein Arbeitsdraht bis in die obere Kelchgruppe eingelegt.
Retrograde Pyelographie Harnleiterstein Ureterkatheter jodhaltig kontrastmittel

Durchführung der Harnleiterspiegelung

Starre Ureterorenoskopie

Bei engem Ostium ist eine Bougierung oder Ballondilatation des prävesikalen Harnleiters notwendig. Bei zu engem Harntrakt wird eine DJ-Harnleiterschiene gelegt und die URS um 2–4 Wochen verschoben.

Nach der Bougierung wird die Harnröhre mit dem Ureteroskop bis vor das Ostium gespiegelt, immer entlang des Führungsdrahtes. Falls eine Intubation des Ostiums technisch schwierig ist, hilft die Vorsondierung mit einem zweiten Führungsdraht oder einem dünnen Ureterkatheter. Entlang dieser Leitschiene kann das Ureteroskop besser in den distalen Harnleiter gleiten. Vor dem Ostium wird das Ureteroskop um 180 Grad gedreht, dadurch vermeidet man das Hängenbleiben mit der schrägen Spitze an der kranialen Lippe des Ostiums [Abb. Ureterorenoskopie].


Abbildung Ureterorenoskopie (Harnleiterspiegelung): nach retrograder Pyelographie und Einlage eines Führungsdraht [Abb. 1.10]:
Links: Dilatation des Ostiums bis z. B. 11 CH mit Hilfe von konischen Dilatatoren.
Mitte: Einführen des Ureteroskop, vor dem Ostium wird das Ureteroskop und 180 gedreht, dadurch vermeidet man das Hängenbleiben mit der schrägen Spitze an der kranialen Lippe des Ostiums.
Rechts: das URS-Gerät wird entlang des Führungsdrahts unter Sicht im Harnleiter vorgeschoben.
Ureterorenoskopie URS retrograde Pyelographie Harnleiterstein Dilatation URS

Das Ureteroskop wird entlang des Arbeitsdrahts unter Sicht im Harnleiter vorgeschoben. Der Spülstrom sollte so gering wie möglich eingestellt werden. Bei einem Harnleiterkinking kann durch die Sondierung mit einem Ureterkatheter der Harnleiter gestreckt werden und die Harnleiterspiegelung ermöglichen [Abb. 1.12].


Ureterorenoskopie URS Harnleiterkinking
Starre Ureterorenoskopie: das proximale Harnleiterkinking (linkes Bild) wird mit Hilfe eines Ureterkatheters gestreckt und ermöglicht die Harnleiterspiegelung bis in das Nierenbecken (rechtes Bild). Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.

Flexible Ureterorenoskopie:

Über den liegenden Arbeitsdraht wird eine Hülse (access sheath) in den Harnleiter vorgeschoben. Über diese Hülse kann nun bequem der Harnleiter und das Nierenbeckenkelchsystem mit dem flexiblen Ureterorenoskop gespiegelt werden [Abb. 1.09].

Ureteroskopische Therapieoptionen bei Harnleiter- und Nierensteine

Harnleitersteinextraktion mit Zängchen:

kleine Harnleitersteine können einfach mit einem Zängchen gegriffen und extrahiert werden. Durch das Mehrweginstrument entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Steinextraktion.

Harnleitersteinextraktion mit Dormiaschlinge:

Harnleitersteine, welche komplett extrahiert werden können, sind einfach mit der Dormiaschlinge zu entfernen [Abb. Dormia-Steinextraktion]. Nachteilig für die Dormiaschlinge sind die Materialkosten des Einweginstrumentes. Zunächst wird die geschlossene Dormiaschlinge am Stein vorbei nach proximal geschoben. Vorsicht bei festsitzenden Harnleitersteinen, durch das fragile Steinbett kann leicht eine Perforation mit der Dormiaschlinge entstehen.

Oberhalb des Steins wird die Schlinge geöffnet. Unter Sicht wird die Dormiaschinge zurückgezogen und manipuliert (drehende Bewegung), bis der Stein in der geöffneten Schlinge liegt. Nun wird die Schlinge langsam unter Sicht geschlossen, bis der Stein eng gefasst ist. Unter Sicht wird das Ureteroskop mit der Dormia-Schlinge zurückgezogen. Bei der Extraktion sollte das Gleiten des Harnleitersteins entlang des Urothels vom Ureter sichtbar sein. Sobald Widerstand bei der Extraktion mit der Dormiaschlinge entsteht, ist die Schlinge zu lösen und der Stein zu desintegrieren. Gelingt dies nicht, darf auf keinen Fall mit Gewalt extrahiert werden, die Gefahr eines Ureterabrisses ist dann hoch. Der Harnleiterstein muss dann in der Dormiaschlinge lithotripsiert werden. Nach der Lithotripsie kann die Dormiaschlinge entfernt werden.

Harnleitersteinlithotripsie:

größere Harnleitersteine können nicht in toto extrahiert werden, sie müssen im Harnleiter lithotripsiert (zerkleinert) werden. Folgende Möglichkeiten existieren mit der URS: elektromechanische Lithotripsie (Lithoclast), elektrohydraulische Lithotripsie (EHL) und die Holmium-Laser-Lithotripsie. Als Vorteil der Laser-Lithotripsie [Abb. Holmium-Laser Lithotripsie] sind das geringere Trauma des Harnleiters und die geringere Steindislokation zu nennen. Weiterhin sind flexible 3 CH-Sonden für ein flexibles URS vorhanden [Abb. Laserlithotripsie mit flex. URS].


Abbildung Flexible URS mit Laserlithotripsie
Flexible Ureterorenoskopie: Access sheath (links) und Positionierung des flexiblen URS zur Laserlithotripsie bei einem unteren Kelchstein (rechts).

Therapieoptionen bei Tumoren und Strikturen

Harnleiterbiopsie:

unklare Raumforderungen oder Strikturen müssen durch eine Harnleiterbiopsie untersucht werden. Für starre oder flexible Ureterrenoskope existieren Biopsiezangen, das gewonnene Material ist jedoch sehr klein. Notwendig sind multiple Biopsien, um eine zuverlässige Diagnose zu erhalten. Die Gewebeprobe von papilläre Tumoren gelingt auch mit Hilfe einer Dormiaschlinge.

Harnleiterresektion:

für die endoskopische palliative Therapie von Harnleiter- oder Nierenbeckenkarzinomen stehen Harnleiterresektoskope zur Verfügung. Die Alternative ist die Abtragung von Tumoren mit Hilfe der Laserkoagulation.

Passagere Harnleiterschienung:

nach dem Eingriff, insbesondere nach längerer Harnleiterspiegelung, ist die Einlage einer DJ-Harnleiterschiene für 1–4 Wochen notwendig. Bei größeren Perforationen sollte passager (für wenige Tage) zusätzlich ein DK für die druckfreie Urinableitung gelegt werden. In mehreren randomisierten Studien wurde mit Erfolg auf die Einlage einer DJ-Schiene nach unkomplizierter Harnleiterspiegelung mit Harnleitersteinextraktion verzichtet.

Nachsorge der Ureterorenoskopie (URS)

Entfernung der passageren Harnleiterschiene nach 1–4 Wochen. Ultraschallkontrolle nach Harnleiterschienenentfernung.

Atlas von Befunden der Ureterorenoskopie




Harnstauung dritten Grades.
Abbildung Befunde der Ureterorenoskopie: Harnstauung dritten Grades.

Ureterkinking.
Abbildung Befunde der Ureterorenoskopie: Ureterkinking

Ureterstein vor Laserlithotripsie.
Abbildung Befunde der Ureterorenoskopie: Ureterstein vor Laserlithotripsie




Komplikationen



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Ureterorenoskopie (URS) in Augsburg

Sie wünschen die URS in Augsburg beim Autor dieser Seite? Vereinbaren Sie einen Termin bei Dr. Manski in der Urologischen Gemeinschaftspraxis, Gögginger Str. 49 in Augsburg unter der Telefonnummer 0821 512200. Weitere Informationen zu Dr. Manski siehe Urologische Gemeinschaftspraxis Augsburg.






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Literatur

De Coninck V, Keller EX, Somani B, Giusti G, Proietti S, Rodriguez-Socarras M, Rodríguez-Monsalve M, Doizi S, Ventimiglia E, Traxer O. Complications of ureteroscopy: a complete overview. World J Urol. 2020 Sep;38(9):2147-2166. doi: 10.1007/s00345-019-03012-1.



  English Version: Ureteroscopy